ESSEN (dpa-AFX) - Deutschlands größter Stromkonzern Eon rechnet mit einer breiten Zustimmung der Aktionäre für die historische Aufspaltung des Unternehmens in "alte" und "neue" Energie. Alle Stimmrechtsberater der Großaktionäre hätten Einverständnis mit dem Plan signalisiert, sagte Konzernchef Johannes Teyssen vor der Hauptversammlung am Mittwoch in Essen. Zudem habe es erstmals seit langem keinen einzigen Gegenantrag gegeben. Teyssen versprach den Aktionären mit der radikalen Neuausrichtung bessere Zukunftschancen angesichts der Folgen der Energiewende.

Schon seit Jahresbeginn greift im Tagesgeschäft die Aufspaltung. Die unter einem rasanten Preisverfall leidenden Kohle-, Gas und Wasserkraftwerke sowie der Energiehandel sind in der neuen Tochter Uniper abgetrennt. Der Mutterkonzern konzentriert sich auf erneuerbare Energien, Netze sowie Vertrieb und Verkauf von Strom. Bei der Hauptversammlung sollten nun die Aktionäre über den Schritt abstimmen. Danach sollen im Herbst gut 53 Prozent der Uniper-Aktien über die Börse an die Eon-Anteilseigner gegeben werden. Mittelfristig will Eon dann die übrigen Anteile verkaufen.

'RICHTIGER WEG'

"Eon und Uniper können sich künftig ganz auf ihre jeweiligen, sehr unterschiedlichen Märkte konzentrieren", sagte Teyssen. Der Hauptkonzern mit seinen rund 40 000 Beschäftigten habe künftig "eine ausgewogene und feste Basis". Dazu trage insbesondere auch das Netzgeschäft mit seinen stabilen Erträgen bei, die die übrigen Wachstumsbereiche ergänze.

Erforderlich war bei der Hauptversammlung eine Zustimmungsquote von mindestens 75 Prozent zur Aufspaltung. Dies galt aber nur noch als Formsache. "Aus zahlreichen Gesprächen mit Investoren und Finanzanalysten habe ich den Eindruck gewonnen, dass unser Weg als richtig und plausibel gesehen wird", sagte Teyssen.

'KEINE ALTERNATIVE'

"Alternativlos" sei die Aufspaltung, sagten viele Aktionärsvertreter auf der Hauptversammlung. Allerdings sah etwa Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz große Risiken gerade für Uniper. Der abgespaltene Teil sei eine riskante Wette auf wieder steigende Strompreise. Andere Aktionäre kritisierten, dass die Atomkraftwerke auf Druck der Bundesregierung im Hauptkonzern bleiben müssen. "Sie sind ein Klotz am Bein der neuen Eon", erklärte Thomas Deser von des Fondsgesellschaft Union Investment.

"Wir sind überzeugt vom Potenzial und den Chancen von Uniper", sagte Teyssen. Die Abspaltung werde bei der Sicherung der Energieversorgung weiter eine wichtige Rolle spielen. "Ohne ein stabiles Rückgrat, wie es die Uniper-Aktivitäten ermöglichen, funktioniert auch auf Jahrzehnte hin unsere Gesellschaft nicht." Dies sei ein belastbares Geschäftsmodell. Uniper habe in der klassischen Energiewelt "sehr gute Chancen" und werde so schlank aufgestellt, dass es handlungsfähig bleibe.

ZUSTIMMUNG ZU ATOMKOMPROMISS

Teyssen betonte die "ordentliche" finanzielle Ausstattung von Eon und Uniper. Beide Unternehmen haben von den Ratingagenturen zuletzt Investmentstatus verliehen bekommen. Um das zu halten, werden sie künftig aber weiter sparen müssen, wie Teyssen ankündigte. So werde der milliardenschwere politische Kompromiss zur Finanzierung des Ausstiegs aus der Atomenergie die Neuausrichtung bremsen. Zugleich betonte Teyssen, dass Eon anders als Konkurrent RWE letztlich mit dem Atomkompromiss leben könne./enl/rs/jha/

Unternehmen im Artikel: E.ON SE, RWE AG