(Details aus der Telefonkonferenz, aktueller Aktienkurs)

ESPOO (dpa-AFX) - Der finnische Großaktionär Fortum könnte bei Uniper nun bald am Ziel sein: Fortum kündigte am Dienstag in Espoo an, weitere Anteile am Düsseldorfer Energieunternehmen kaufen zu wollen. Man habe sich mit den beiden Investoren Elliott und Knight Vinke über eine Übernahme von deren Anteilen geeinigt, heißt es in einer Mitteilung. Für rund 20,5 Prozent der Uniper-Anteile will Fortum rund 2,3 Milliarden Euro zahlen. Das entspreche einem Preis von 29,93 Euro pro Aktie. Damit würde der Großaktionär mehr als 70 Prozent an Uniper halten. Die Behörden in Russland und den USA müssen der Übernahme aber noch zustimmen. Eine Stellungnahme von Uniper steht noch aus.

Bisher halten die Finnen nur knapp unter 50 Prozent an Uniper. Rechtliche Hürden aus Russland hatten bislang eine Komplettübernahme verhindert. Bei einer Telefonkonferenz am Dienstag zeigte sich Fortum-Chef Pekka Lundmark allerdings optimistisch: Es gebe seit Monaten Gespräche mit den russischen Behörden. Diese seien so verlaufen, dass er an eine Lösung des Problems glaube. Er hätte den Schritt nicht gemacht, wenn er nicht von einer Einigung ausgehe, erklärte er.

Die Aktien der Düsseldorfer gerieten trotz der Ankündigung der Finnen am Dienstag stark unter Druck und fielen zeitweise um fast 10 Prozent. Fortum schließt für mindestens zwei Jahre einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sowie ein Herausdrängen der verbleibenden Kleinaktionäre aus. In der Telefonkonferenz ergänzte Lundmark, es gebe derzeit auch keine Pläne für ein Übernahmeangebot für die Aktien der Uniper-Aktionäre.

Fortum hätte es bevorzugt, einen gemeinsamen Weg mit Uniper zu finden, heißt es. Gespräche seien allerdings immer gescheitert. Wenn die Behörden in den USA und Russland der Übernahme zustimmen, könnte die Transaktion zum Ende des ersten Quartal 2020 über die Bühne gehen. Eine weitere Freigabe der EU sei nicht nötig. Die habe der Konzern bereits im vergangenen Jahr erhalten.

"Ich freue mich, dass wir heute diesen wichtigen Schritt machen konnten, um einen Marktführer auf dem europäischen Energiemarkt zu schaffen", erklärte Lundmark. "Ich bin überzeugt, dass das attraktive Möglichkeiten für beide Unternehmen und ihre Mitarbeiter bieten wird." Jetzt strebt Fortum zeitnah auch eine größere Vertretung im Aufsichtsrat von Uniper an.

Fortum-Chef Lundmark glaubt auch an eine Kooperation mit dem Uniper-Vorstand: Es habe mit dem neuen Vorstand in der vergangenen Zeit konstruktive Gespräche gegeben, erklärt er. Das ganze gehe schon so lange und es habe so wenig Fortschritte gegeben. Wenn jetzt die Eigentümerfrage geklärt werde, könnte das die Situation stabilisieren.

Lundmark spricht von Synergien der beiden Unternehmen, wobei das Investment in Uniper den Finnen den Zugang zum deutschen Markt eröffne. Von welcher Höhe an Einsparungen er durch den Zusammenschluss ausgehe, wollte Lundmark am Dienstag allerdings nicht näher ausführen. Die Energiewende erfordere signifikante Investitionen in den nächsten Jahrzehnten in unterschiedliche Sparten, nicht nur in erneuerbare Energien. Fortum sehe in Uniper dazu eine optimale Ergänzung. Fortum und Uniper kämen gemeinsam auf ein operatives Ergebnis (Ebitda) von fast 3 Milliarden Euro.

Arbeitnehmervertreter hatten das Vorgehen von Fortum mit großem Misstrauen verfolgt. Mehrfach forderten Betriebsräte und Gewerkschaften den finnischen Konzern auf, auf eine feindliche Übernahme zu verzichten. "Ich habe Verständnis für die Sorgen der Uniper-Mitarbeiter", erklärte Lundmark. Fortum werde ein starker und zuverlässiger Eigentümer sein. Fortum will im Zuge der Transaktion keine betriebsbedingten Kündigungen oder eine Verlegung des Firmensitzes aus Düsseldorf veranlassen. Zudem wollen die Finnen bestehende Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und sonstige Vereinbarungen sowie das bestehende Mitbestimmungsniveau im Aufsichtsrat respektieren.

Die Übernahme der Anteile der Investoren könnte das Ende eines ausgiebigen Übernahmestreits zwischen den beiden Energieunternehmen sein. Der frühere Mutterkonzern Eon hatte seine Restbeteiligung an Uniper von rund 47 Prozent im vergangenen Jahr gegen den Widerstand des Uniper-Managements an Fortum verkauft. Seitdem war die Situation sehr angespannt. Nach mehreren Wechseln im Vorstand kam es im Frühjahr wieder zu Gesprächen zwischen dem neuen Uniper-Chef Andreas Schierenbeck und Fortum. Dieser sprach zuletzt von einem offenen und konstruktiven Klima. Man sei aber noch nicht "wesentlich weiter gekommen", hieß es bei der Vorlage der Quartalszahlen im August./knd/hff/eas/jha/