(neu: Aussagen RWE-Finanzchef, Aktienkurs)

ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE treibt den Börsengang seiner neuen Großtochter Innogy mit Vollgas voran. Am Montag machte das Unternehmen parallel zum Aktienmarktdebüt der Eon -Abspaltung die Börsenpläne offiziell. Noch in diesem Jahr soll es so weit sein. Dabei werden schon im ersten Schritt neben der schon lange geplanten zehnprozentigen Kapitalerhöhung bei Innogy auch weitere Anteile aus dem Bestand des Mutterkonzerns an die Aktionäre abgegeben. Wie viele Papiere das sind, ließ der Konzern aber zunächst offen. RWE-Aktien verloren bis zum Nachmittag in einem schwachen Börsenmarkt rund 3,5 Prozent.

"Wir haben unsere internen Hausaufgaben erledigt und sind nun bereit für den Börsengang", sagte RWE-Finanzvorstand Bernhard Günther der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Das ist das Signal des heutigen Tages. Wenn das Börsenumfeld gut ist, dann sollte man keine Zeit verlieren." Die Ankündigung habe nichts mit dem Börsengang von Uniper zu tun. "Unser Zeitplan für den Börsengang ist eng getaktet und sehr filigran. Unsere Ankündigung hat keinen Bezug zu anderen Unternehmen."

Der weitere Zeitablauf liegt nicht mehr allein in den Händen von RWE. Der nächste wichtige Schritt ist nun die Genehmigung des Innogy-Börsenprospekts durch die Finanzaufsicht Bafin. Wenn das geschehen ist, solle es auch konkretere Angaben zum Umfang des Börsengangs und der Preisspanne geben, sagte Günther.

RWE tritt wie Eon mit dem - aus Sicht von Kritikern überfälligen - Radikalumbau die Flucht nach vorn an. Während Eon Ökoenergien, das Netzgeschäft sowie Kundenlösungen im Hauptkonzern behält und die Kraftwerke in der Tochter Uniper an die Börse brachte, macht es RWE umgekehrt: Großkraftwerke und Handel bleiben in der "alten" RWE; die Erneuerbaren, Netze und Vertrieb kommen zum Ableger Innogy. Die Aufspaltung und die wegbrechende Gewinne bringen bei beiden Versorgern einen erheblichen Jobabbau mit sich.

Die Innogy-Titel sollen in Deutschland und Luxemburg angeboten werden. Zudem sind Privatplatzierungen bei Investoren in weiteren Ländern vorgesehen. Die Erlöse aus der geplanten Kapitalerhöhung will Innogy für Wachstumsinvestitionen nutzen. Der Mutterkonzern RWE wiederum macht durch den Verkauf von Innogy-Bestandsaktien Kasse. Dieses Geld will der Konzern unter anderem nutzen, um seine Verpflichtungen beim Rückbau der Atomkraftwerke zu erfüllen.

RWE will auch langfristig die Mehrheit an der Tochter halten und von deren Dividende profitieren. Geplant ist eine Ausschüttungsquote von 70 bis 80 Prozent des bereinigten Nettoergebnisses bei Innogy.

Bei Innogy werden nach Abschluss der Umstrukturierung voraussichtlich rund 40 000 der insgesamt rund 60 000 Mitarbeiter des RWE-Konzerns beschäftigt sein. Entsprechend der jetzigen Aufteilung hätte die Tochter für das Jahr 2015 einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 4,5 Milliarden Euro verbucht, der gesamte RWE-Konzern inklusive Tochter hatte 7 Milliarden gemeldet. Für das laufende Jahr strebt der Gesamtkonzern ein Ebitda von 5,2 bis 5,5 Milliarden Euro an./enl/she/he

Unternehmen im Artikel: E.ON SE, RWE AG