- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

"Wir haben seit anderthalb Jahren Stillstand. Das hilft niemanden", sagt der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer, der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Situation ist verfahrener denn je." Der Ball liege im Feld von Fortum, da die Ziele des Konzerns bei Uniper weiter völlig unklar seien. Uniper müsse prüfen, ob ein Bündnis nicht auch Chancen biete.

"Fortum und Uniper könnten sich in der konventionellen Energieerzeugung ergänzen", erklärt Hechtfischer. Fortum sei in Skandinavien stark aufgestellt und Uniper in Deutschland. Beide seien auch im russischen Mark aktiv. Wenn der Mega-Deal zwischen E.ON und RWE zur Zerschlagung der RWE-Tochter Innogy durch sei, stehe Uniper nicht gut da. Während die Energieriesen sich entweder wie E.ON auf das Netz- und Vertriebsgeschäft oder wie RWE auf den Ökostrom konzentrierten, sei Uniper zu klein und mit seinen Kohle- und Gaskraftwerken zu sehr in der alten Energiewelt verhaftet. "Ein Bündnis mit Fortum könnte Uniper helfen."

MISSTRAUEN AUF BEIDEN SEITEN VERGIFTET GESPRÄCHE

Deka-Investment-Experte Winfried Mathes glaubt allerdings nicht, dass Fortum bei Uniper alle Geschäfte im Blick habe. "Russland wäre natürlich eine Ergänzung." Was nicht in das Portfolio passe, sei das Braunkohlekraftwerk, das Uniper in Russland wieder ans Netz bringe. Ansonsten würden sich beide einigermaßen ergänzen. "Auch noch interessant für Fortum sind das Schwedengeschäft von Uniper und die Gaskraftwerke. Weniger interessant ist die Kohle." Deka hält 0,14 Prozent an Uniper und gehört damit zu den 20 größten Investoren.

Die frühere E.ON-Kraftwerkstochter stemmt sich gegen eine Übernahme durch Fortum, die inzwischen 49,99 Prozent der Anteile halten. Die Mehrheit ist den Finnen bislang durch eine Sonderregelung in Russland versperrt, wo Uniper mehrere Kraftwerke betreibt. Zuletzt waren die Emotionen auf der Hauptversammlung von Uniper im Mai hochgekocht. Auf beiden Seiten herrscht großes Misstrauen. Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg, der sich eigentlich um eine Entspannung des Verhältnisses bemühen wollte, hatte Fortum scharf kritisiert. Die Finnen ließen ihre Ziele offen, griffen mit unbewiesenen Vorwürfen den Uniper-Vorstand an und seien in erster Linie daran interessiert, dass Uniper für Fortum die Hindernisse in Russland für eine Übernahme der Mehrheit aus der Welt schafften.

"Von der Schärfe der Kritik von Herrn Reutersberg an Fortum war ich überrascht", sagte Union Investment-Portfolio-Manager Thomas Deser. "Es ist schwer vorstellbar, dass er nun noch als Vermittler auftreten kann." Union hält etwa 0,1 Prozent der Anteile an Uniper. Ein Zusammenschluss von Uniper und Fortum hätte durchaus Vorteile, betont Deser. "Fortum hätte eine industriepolitische Perspektive für eine Konsolidierung der Energieversorgung in Skandinavien, Russland und auch zum Teil in Deutschland." Uniper wäre mit Fortum breiter aufgestellt und dadurch nicht mehr so sehr ein Spielball der Energiepolitik in Deutschland."

Nicht einfacher wird die Gemengelage dadurch, dass an Uniper auch noch Hedgefonds wie Elliott mit knapp 18 Prozent und Knight Vinke mit gut fünf Prozent beteiligt sind, die ihre eigenen Interessen vertreten. Knight Vinke hat das Zerwürfnis zwischen Uniper und seinem Großaktionär Fortum bereits vor Wochen als besorgniserregend bezeichnet. Uniper sei aufgrund dieser Blockadesituation in einer Phase des Stillstands und der Lähmung.

Viel dürfte nun davon abhängen, wie der seit Anfang Juni amtierende neue Uniper-Chef Andreas Schierenbeck mit den Finnen ins Gespräch kommt. Der frühere Chef der Thyssenkrupp-Aufzugssparte folgt auf den erkrankten Klaus Schäfer, der sich vehement für die Eigenständigkeit Unipers eingesetzt hatte. Als neuer Finanzchef steht Schierenbeck der frühere E.ON-Manager Sascha Biebert zur Seite. Uniper wollte sich am Mittwoch nicht zu Fortum äußern. Der Konzern will aber offenbar mit der neuen Führung die Wogen glätten. Sie solle den Versorger und seine rund 12.000 Mitarbeiter mit ruhiger Hand in eine erfolgreiche Zukunft führen", hatte das Unternehmen betont.