DÜSSELDORF (awp international) - Der Energiekonzern Uniper hat operativ im ersten Quartal Federn lassen müssen. Unter anderem belasteten niedrigere Gaspreise aufgrund des milden Winters das Ergebnis. Den Ausblick für das Geschäftsjahr bestätigte Uniper jedoch bei der Vorlage der Zahlen am Dienstag. Zudem veröffentlichten Vorstand und Aufsichtsrat eine gemeinsame Stellungsnahme zum Ansinnen des Aktionärs und Hedgefonds Knight Vinke, Teile von Uniper abzuspalten. Die Aktie schloss am Dienstag bei 26,31 Euro mit knapp 0,5 Prozent im Minus.

Vorstand und Aufsichtsrat des Energiekonzerns Uniper lehnen dabei das Ansinnen des Hedgefonds Knight Vinke nach einer Aufspaltung ab. Die Abspaltung wesentlicher Teile des Unternehmens hätte weitreichende Konsequenzen, teilten sie in einer gemeinsamen Stellungnahme am Dienstag mit. Dies gelte sowohl für das Stromerzeugungsgeschäft in Russland ebenso wie für die Stromerzeugungsaktivitäten in Schweden. Eine Trennung widerspreche Unipers Strategie eines integrierten Geschäftsmodells. Sollten die Aktionäre auf der Hauptversammlung jedoch dem Vorschlag Knight Vinkes folgen, würden Vorstand und Aufsichtsrat nach Prüfung der Sachlage der Anweisung folgen.

Knight Vinke hatte zuvor die Abspaltung des russischen sowie des schwedischen Stromerzeugungsgeschäfts Unipers gefordert und einen entsprechenden Antrag zur Hauptversammlung am 22. Mai gestellt. Damit soll die derzeit herrschende Blockade bei Uniper beendet werden. Der finnische Grossaktionär Fortum hält derzeit knapp 50 Prozent an dem Konzern, kann das Unternehmen jedoch wegen eines russischen Vetos der Wettbewerbsbehörden nicht komplett übernehmen.

Derzeit versuchen Fortum und Uniper die Beziehung auf neue Füsse zu stellen und führen Gespräche über die verschiedenen Optionen. Die Gespräche gingen gut voran, sagte der scheidende Finanzvorstand Christopher Delbrück in einer Telefonkonferenz zu den Zahlen. Bis konkrete Ergebnisse vorlägen, dürfte es aber noch dauern. "Dies wird nicht vor Ende des Sommers der Fall sein."

Das Management von Uniper hatte sich lange gegen eine Übernahme gewehrt. Delbrück und der erkrankt pausierende Konzernchef Klaus Schäfer werden den Konzern Ende Mai verlassen, nachdem der Aufsichtsrat die Nachfolge bestimmt hat. So wird der frühere Chef der Aufzugsparte des Industriekonzerns Thyssenkrupp , Andreas Schierenbeck, neuer Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers. Neuer Finanzvorstand wird Sascha Bibert, der zuletzt für Eon gearbeitet hat.

Die Hängepartie zwischen Fortum und Uniper hat neben Knight Vinke auch den US-Investor Elliott auf den Plan gerufen. So forderte dieser, der zuletzt mit knapp 18 Prozent an Uniper beteiligt war, Ende März von Uniper einen Beherrschungsvertrag mit Fortum abzuschliessen. Hierzu teilte Uniper mit, sollten die Aktionäre auch dies beschliessen, werde das Unternehmen dieser Anweisung ebenfalls folgen. Aber auch dies hätte weitreichende Konsequenzen. Vorstand und Aufsichtsrat wollen ihre Sicht der Dinge auf der Hauptversammlung näher erläutern.

Knight Vinke hatte sich zudem besorgt über die "Handlungsfähigkeit" der Gesellschaft geäussert. Diese Kritik wies Delbrück zurück. Insgesamt steht Uniper vor einer turbulenten Hauptversammlung mit ungewissem Ausgang. So habe das Unternehmen etwa keine Kenntnis über das Abstimmverhalten von Fortum, so Delbrück.

Operativ erwischte Uniper einen schwierigen Jahresstart. Im ersten Quartal sank das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 350 Millionen auf 185 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Höhere Kosten für CO2-Zertifikate, fehlende Erträge aus dem derzeit ausgesetzten britischen Kapazitätsmarkt sowie geringere Beiträge aus dem Gas- und Flüssiggasgeschäft belasteten. Unter dem Strich verdiente der Kraftwerkskonzern jedoch mehr. Dies lag an positiven Effekten bei der Bewertung von Rohstoffderivaten, mit denen Uniper sein Strom- und Gasgeschäft gegen Preisschwankungen absichert. Das Nettoergebnis stieg so von 114 Millionen auf 768 Millionen Euro.

Uniper rechnet für das neue Geschäftsjahr mit einem weiteren operativen Ergebnisrückgang. Das bereinigte operative Ergebnis soll 550 Millionen bis 850 Millionen Euro betragen, nach 865 Millionen im Vorjahr. Grund ist der Wegfall von positiven Einmaleffekten, zudem werden Absicherungsgeschäfte für Flüssiggas (LNG) realisiert. Höhere Strompreise sollen dies jedoch teilweise kompensieren. Dennoch strebt der Kraftwerksbetreiber erneut eine höhere Ausschüttungssumme an.

In der Schwebe ist noch der Verkauf der Frankreich-Aktivitäten an den tschechischen Investor EPH um den Milliardär Daniel Kretinsky. Die Verkaufsgespräche dauerten an, sagte Delbrück. Uniper hatte angekündigt, sich von seinem Frankreich-Geschäft trennen zu wollen. Anlass waren nach damaligen Medienberichten die Bestrebungen von Präsident Emmanuel Macron, die Kohleverstromung bis Ende 2021 einzustellen. Uniper betreibt in Frankreich zwei Steinkohlekraftwerke; hinzu kommen noch zwei Gaskraftwerke sowie Biomasse-, Wind- und Solaranlagen. Die Kohlekraftwerke werden seit Monaten bestreikt. Dies wirke sich "erheblich" negativ auf die wirtschaftliche Situation von Uniper Frankreich aus, so der Finanzvorstand./nas/he