Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

SBB: Die Schweizer Bahnen sollen neue Wege gehen. Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Verkehr empfehle SBB und Co., für Kunden mit kleinem Budget eine neue 3. Klasse einzuführen. Wie die "NZZ am Sonntag" schreibt, schwebt den Autoren dabei eine Art Easyjet auf der Schiene vor: Die Passagiere sollen in dieser 3. Klasse enger gestuhlt auf 5 Plätzen pro Reihe sitzen. So habe man ein maximales Sitzangebot zu günstigen Preisen. Und dies sei in den Augen der Experten nötig. Denn die Bahn drohe gerade dort gegenüber den neuen Konkurrenten an Vorsprung zu verlieren, wo sie bisher stark gewesen sei, etwa beim Preis und beim Ressourcenverbrauch. (NZZaS p. 13)

FLUGINDUSTRIE I: Flugreisende müssen im kommenden Sommer wieder mit massiven Verspätungen und längeren Flugzeiten rechnen. "2018 war in der Hochsaison jeder dritte Flug durchschnittlich 49 Minuten verspätet", sagt Eamonn Brennan, Generaldirektor von Eurocontrol, der europäischen Dach-Organisation für Flugsicherung zur "NZZ am Sonntag". Beim Jahrestreffen des Airline-Verbandes A4E in Brüssel letzte Woche warnten auch mehrere Airline-Chefs wie Carsten Spohr von der Lufthansa-Gruppe vor einem heissen Sommer. Grund sei eine Überlastung des veralteten Flugverkehrssystems für Europas Luftraum. (NZZaS p. 27)

FLUGINDUSTRIE II: Der Nationalrat lehnte im Dezember eine Flugticketabgabe ab. Weil der Ständerat nun aber am Kippen ist, verstärkten Easyjet und Swiss ihr Lobbying im Bundeshaus. Beide Airlines seien gegen die Abgabe. Easyjet hat Ständeräte von links bis rechts angeschrieben, einige Politiker werde die Billig-Airline demnächst sogar treffen. Zudem haben die Mitglieder der parlamentarischen Gruppe Luft- und Raumfahrt eine Einladung für ein Mittagessen im Berner Luxushotel Bellevue erhalten, bei dem Swiss-Chef Thomas Klühr dabei sein werde. Er will dort über "effektive Lösungen zur Reduktion des CO2-Verbrauchs im Luftverkehr informieren", heisst es im Schreiben, das die "SonntagsZeitung" zitiert. (SoZ p. 3)

RAHMENABKOMMEN: Nächste Woche muss Aussenminister Ignazio Cassis sein EU-Rahmenabkommen Parteien und Sozialpartnern vorlegen. Eine breite Front von Parteien und Verbänden wird von ihm Nachbesserungen verlangen. Selbst der Arbeitgeberverband, der lange Zeit nur eine Einigung mit den Gewerkschaften verlangte, will jetzt Nachverhandlungen, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. "Es braucht ein Gesprächsangebot an die EU", wird Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt zitiert. Ohne Nachbesserungen wäre es "schwierig, das Rahmenabkommen zu unterschreiben". Wie Vogt argumentiert auch Gewerbeverbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler. Die beiden Wirtschaftsverbände sind sich damit einig mit CVP und SP deren Präsidenten Nachverhandlungen in den Bereichen Lohnschutz und Unionsbürgerrichtlinie verlangen. Vorbehaltlos für eine rasche Unterschrift seien nur noch FDP, Grünliberale und BDP. (SoZ p. 36)

MÖVENPICK/ACCOR: Sébastien Bazin, Chef des grössten europäischen Hotelkonzerns Accor, will die Zahl der Mövenpick-Hotels verdoppeln und in der Schweiz das Angebot um bis zu 25 Prozent ausbauen. Im Interview mit der SonntagsZeitung sagt er: "Mövenpick wird in den kommenden Jahren sicher doppelt so gross wie heute. Jetzt haben wir 85 Mövenpick-Hotels, 42 neue Verträge kommen bald hinzu, und in den nächsten paar Jahren werden es noch einmal 30 bis 40 sein." Das Wachstum bei den Mövenpick-Hotels werde vor allem Asien, Nahost und Südamerika stattfinden, sagt Bazin. In der Schweiz ist Accor klarer Marktführer. In Zürich, Lausanne und Genf kontrolliert die Kette mit Marken wie Ibis, Mercure, Novotel, Sofitel, Swissôtel und Mövenpick 30 Prozent aller Hotelbetten, in Basel bald auch. Auf die Frage, ob er nach mehr strebe, sagt Bazin: "Wir werden die Anzahl der Hotels in der Schweiz wohl um 20 bis 25 Prozent erhöhen. Wann immer wir irgendwo die Marktführerschaft haben, will ich dort weiter konsolidieren." (SoZ, p. 38).

MIGROS: In zwei Wochen soll die neue Migros-Präsidentin gewählt werden. Doch obwohl mit Jeannine Pilloud nur eine offizielle Kandidatin aufgestellt wird, wird die ehemalige SBB-Managerin von den Migros-Gremien, die sie auf den Schild gehoben haben, mit herzlich wenig Lobbying-Arbeit unterstützt. Das schreibt die "SonntagsZeitung". Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen etwa, der auch in der Migros-Verwaltung sitzt, distanziere sich laut verschiedenen Quellen vom Wahlkampf. Offenbar sei dies es in der Vergangenheit anders gelaufen. Als der heutige Präsident Andrea Broggini 2012 gewählt wurde, hätten der damalige Migros-Chef Herbert Bolliger und Finanzchef Jörg Zulauf im Vorfeld diskret für Broggini Stimmung gemacht. Doch der Welsche hält sich offenbar zurück, ebenso wie Noch-Präsident Broggini oder Roger Baillod, Präsident des Evaluationsgremiums, das Pilloud ernannt hat. Im Pilloud-Lager macht man sich darüber offenbar Sorgen. (SoZ, p. 38)

SYMBIOS: Die Schweizer Medizintechnikfirma Symbios verkaufte über Jahre eine Hüftprothese, die grosse Komplikationen verursachte. Die Prothese aus zwei Metallteilen wurden ab 2006 an über 500 Patienten in der Schweiz eingesetzt. Allein im Spital Yverdon im Kanton Waadt wurde sie bei 240 Patienten implantiert. Bereits ab 2008 hätten sich Probleme bei Schweizer Patienten gezeigt. Der Abrieb von Metall und Kobalt, das von der Prothese stammte, verursachte bei ihnen massive Reaktionen. Auch in Australien tauchten viele Fälle auf, die wegen der Prothese schwere Komplikationen hatten. Die Ärzte des Schweizer Spitals warnten 2008 die Firma und die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic. "Wir hatten jedoch nicht den Eindruck, dass man uns dort zugehört hat", sagt der Cheforthopäde des Spitals Yverdon heute zur "SonntagsZeitung". Die Prothese wurde weiter verkauft. Zurzeit setzen sich Patienten rechtlich gegen die Firma Symbios zur Wehr. (SoZ, p. 8)

GLENCORE: Der weltgrösste Rohstoffkonzern Glencore, der seinen Hauptsitz in Baar ZG hat, unterhält mit einem Vertrauten des kasachischen Präsidenten enge Geschäftsbeziehungen - und übertrug seiner Stiftung Vermögenswerte in der Höhe von 23 Millionen Dollar. Das berichtet die SonntagsZeitung, gestützt auf Angaben der britischen Investigativgruppe Source Material. Diese deckte kürzlich auf, dass die Glencore längere Zeit Haupteigentümer einer privaten Eliteschule in der kasachischen Hauptstadt Astana war. Das Zuger Unternehmen finanzierte 2011 über seine kasachische Tochterfirma Kazzinc den Bau der Schule mit einem Millionenkredit und kaufte ein Jahr danach die Mehrheitsanteile der Betreiberfirma für 23 Millionen Dollar. 2016 übertrug die Glencore-Tochter ihre Anteile an der Schule einer kasachischen Wohltätigkeitsstiftung und bekam im Gegenzug nichts. In den Jahresberichten von Kazzinc seien die 23 Millionen einfach abgeschrieben worden. In den Geschäftsberichten der Muttergesellschaft Glencore schien das grosszügige Geschenk überhaupt nicht auf. Die Aktionäre wurden also nicht informiert. Hinter der Stiftung, die von Glencore so grosszügig beschenkt wurde, steht einer der politisch und wirtschaftlich mächtigsten Männer Kasachstans: Bulat Utemuratow ist Vertrauter des 78-jährigen Langzeitpräsidenten Nursultan Nasarbajew und wird als dessen möglicher Nachfolger gehandelt. (SoZ, p. 37)

ADIDAS: Der deutsche Kleiderhersteller Adidas schafft 100 Jobs in der Innerschweiz. Die Abwicklung des globalen Handelsgeschäfts verlegt das deutsche Unternehmen nach Luzern, wie die Zeitung "Schweiz am Wochenende" berichtet. Kürzlich habe Adidas dazu eine Zweigniederlassung gegründet. Erste Mitarbeiter sollen bereits im laufenden Jahr den neuen Standort beziehen. Noch unklar sei, wo sich die Niederlassung in Luzern genau befinden werde. Der Konzern prüfe zudem die Zusammenlegung der Adidas-Niederlassung in Cham am neuen Luzerner Standort. In Cham seien heute rund 40 Personen in Vertriebsfunktionen beschäftigt. (Schweiz am Wochenende, p. 14)

kw/