Wegen des Wegfalls der Reisewarnung in Europa und anziehender Passagierzahlen schließt der Berliner Airport Tegel nun doch nicht vorübergehend.

"Der Flugverkehr scheint wieder schneller anzusteigen als wir noch vor wenigen Wochen erwarten konnten", sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Mittwoch. Das sei eine gute Nachricht für den Standort Berlin und den gesamten Tourismus. Deshalb seien beide Flughäfen in der Hauptstadtregion nötig, bevor der Großflughafen BER nach jahrelanger Verzögerung an den Start gehe. Eine zuletzt geplante Schließung von Tegel für rund zwei Monate sei vom Tisch. "Wir haben uns entscheiden, Tegel und Schönefeld bis zur Inbetriebnahme des BER Ende Oktober beide am Netz zu lassen."

Der vor allem bei Westberlinern beliebte innerstädtische Airport solle dann wie geplant am 8. November seine Terminals für immer schließen. Das werde ein "emotionaler Moment", sagte Lütke Daldrup bei einer Video-Pressekonferenz. "Wir werden uns dann von Tegel anständig verabschieden." Auf die Frage, ob Tegel über den November hinaus wegen der Corona-Krise und mangelnder Kapazitäten vielleicht doch länger aufbleiben könnte, betonte der Flughafenchef: "Das kann ich definitiv ausschließen."

Im April war die Zahl der Passagiere in Tegel und Schönefeld wegen der Corona-Krise insgesamt um 99 Prozent zum Vorjahresmonat eingebrochen. Durch eine zeitweise Schließung von Tegel ab Mitte Juni sollte vor allem Geld gespart werden - rund 200.000 Euro täglich. Doch zuletzt hatten Airlines wie die britische Easyjet, Lufthansa Billigflieger Eurowings und die irische Ryanair angekündigt, den brachliegenden Flugverkehr im Juni/Juli wieder hochzufahren. Die Zahl der Verbindungen ab Berlin steigt dem Flughafen zufolge von aktuell rund 17 auf 40 ab Mitte Juni bis zu etwa 100 im Juli. Die Summe der täglichen Passagiere dürfte dann von etwa 3000 auf bis zu 20.000 klettern. "Ende Juli haben wir wahrscheinlich wieder so viele reguläre Flüge, dass für die Abfertigung unter Corona-Bedingungen beide Flughäfen gebraucht werden", sagte Lütke Daldrup.