Genf (awp/sda) - Der Genfer Whistleblower im Korruptionsfall um den malaysischen Staatsfonds 1MDB gewinnt in seinem Alltag allmählich einen Anschein von Normalität zurück. Nach der Einreichung einer Klage gegen zwei Direktoren seines Ex-Arbeitgebers PetroSaudi will Xavier Justo seinen Ruf wieder herstellen.

"Ich bin unschuldig. Ich habe ein Verbrechen aufgedeckt. Sie sind die Kriminellen", sagt Justo am Montag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda über die angeklagten Manager. Sein eigenes Image werde aber noch lange angeschlagen bleiben.

Justo war Ende 2016 in die Schweiz zurückgekehrt, nachdem er in Thailand begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen wurde. Der Genfer war im August 2015 in Thailand zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Der ehemalige Angestellte der Genfer Filiale von PetroSaudi International war verurteilt worden wegen der Erpressung der Firma im Jahr 2011 mit sensiblen Dokumenten, die er vor seinem Abgang gestohlen haben soll. Laut eigenen Angaben hatte er die Dokumente von einem Informatiker erhalten.

Das Unternehmen PetroSaudi steht im Zentrum einer Affäre um undurchsichtige Geldtransfers des malaysischen Staatsfonds "1 Malaysia Development Berhad" (1MDB).

Die Daten des Ölkonzerns enthüllten den Abzug von 4,5 Mrd USD aus dem malaysischen Staatsfonds. PetroSaudi ist spezialisiert auf die Förderung von Erdöl und Erdgas und hat Büros in Grossbritannien, Saudi-Arabien und der Schweiz. Ende Oktober klagte Justo zwei Direktoren von PetroSaudi an. Auf Anraten der Ermittler hatte er damit zugewartet.

FOLGEN IN DER SCHWEIZ

Seine Verurteilung in Thailand wirkt sich heute noch auch in der Schweiz für Justo aus, obwohl er hier keine Vorstrafen hat. So könne er kein Bankkonto in Genf eröffnen - nicht einmal bei einem Institut, für das er einmal gearbeitet habe.

Die Monate nach seiner Rückkehr nach Genf seien gekennzeichnet gewesen durch den Verkauf seines Hauses zu einem "Viertel seines Preises". Bis zum letzten Sommer wohnte er bei seinen Schwiegereltern. Nun hat er eine Stelle bei der Familie eines Freundes im Immobilienbereich gefunden.

"Seit ich aktiv bin und seit ich diese Klage eingereicht habe, hat mein Leben wieder einen Anschein von Normalität gewonnen", sagt er. Das sei "eine Erleichterung, sogar eine Befreiung."

Der 1MDB-Fall hat seine Spuren bis in die Schweiz gezogen. Die Finanzmarktaufsicht Finma hat im Zusammenhang mit den Korruptionsfall sieben Verfahren geführt.

Dabei wurde die Privatbank Coutts mit 6,5 Mio CHF sanktioniert, die Auflösung der BSI nach der Übernahme durch EFG International verfügt und bei der Falcon Bank neben einer Geldsanktion die Geschäftstätigkeit stark eingeschränkt. Das Verfahren gegen die UBS wurde mit einer Rüge eingestellt.

mk