Die Energiewirtschaft in Deutschland kommt bislang vergleichsweise robust durch die Coronakrise und ist nach dem von der Bundesregierung beschlossenen Konjunkturpaket zu hohen Investitionen bereit.

"Viele Maßnahmen des Konjunkturpakets werden dazu beitragen, Konjunktur und Klimaschutz zu stärken", hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Positionspapier des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Im Zuge der Umsetzung des Pakets könne die Branche bis 2030 schätzungsweise 320 Milliarden Euro investieren. Durch die Investitionen würden auch Branchen wie der Maschinenbau, die Bauwirtschaft und der Dienstleistungssektor profitieren. Es könnten rund 271.000 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert werden. Der Verband vertritt über 1900 Unternehmen. Zu der Branche gehören neben Energieriesen wie E.ON und RWE auch Hunderte Stadtwerke.

"Die Energiewirtschaft ist eine der investitionsstärksten Branchen Deutschlands. Eine jederzeit sichere Versorgung mit Energie ist eine entscheidende Grundlage für wirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung", hieß es in dem Papier. Die Branche will in den Netzausbau ebenso investieren wie in neue Kraftwerke, die Digitalisierung, Elektromobilität oder in die klimafreundliche Wasserstoff-Strategie.

"KEINE INSOLVENZEN UND JOBABBAUPROGRAMME"

Der Energiesektor komme bislang ohne größere Einbrüche durch die Coronakrise, sagte BDEW-Präsidentin Marie-Luise Wolff. Die für das Gasgeschäft wichtige Wärmesaison sei mit Beginn der Krise bereits zu Ende gewesen. Beim Strom habe es einen Rückgang von vier bis sieben Prozent gegeben. "Das ist kein gewaltiger Rückstoß gewesen. Deswegen sehen wir auch keine Insolvenzen." Sie höre zwar, dass es bei Neueinstellungen eine gewisse Zurückhaltung gebe. "Aber wir sehen keine großen Abbauprogramme." Die Vorstandsvorsitzende des Versorgers Entega nannte aus ihrem eigenen Unternehmen verschiedene Beispiele. So gebe es Kunden wie einen Reifenhersteller, die weniger Strom verbrauchten. Andere legten zu: "Wir haben den größten Toilettenpapierhersteller." Dort liege das Plus bei 600 Prozent.

Es müssten für die Investitionen auch die Rahmenbedingungen stimmen, betonte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae. Die Bundesregierung müsse ihre Ziele im Bereichen wie Photovoltaik, Offshore-Windenergie oder dem Netzausbau realisieren. "Das muss umgesetzt werden", sagte Andreae. Die Richtung stimme, aber der letzte Schliff fehle noch. Die Energiebranche stehe bereit.

Der Verband kritisierte zudem, dass die Stromkosten in Deutschland zu hoch seien. "Die Ursache sind staatliche Strompreisbestandteile wie Steuern, Abgaben und Umlagen." Der BDEW sprach sich dafür aus, die Ökostromumlage auf fünf Cent je Kilowattstunde einzufrieren und mittel- bis langfristig ganz abzuschaffen.