PARIS/ROM (dpa-AFX) - Nur wenige Monate nach dem Zusammenschluss kracht es in der Führung des frisch entstandenen Brillenkonzerns EssilorLuxottica offenbar gewaltig. An der Vorstandsspitze entbrennt laut einem Bericht der französischen Zeitung "Le Figaro" derzeit ein Streit um die Frage, wer Unternehmenschef Leonardo Del Vecchio an der Konzernspitze beerben soll und wann.

Der Milliardär Vecchio, Gründer von Luxottica und aktuell größter Aktionär des fusionierten Konzerns, will Francesco Milleri als Nachfolger ins Amt heben. Dabei trifft er laut Zeitung aber auf die erbitterte Gegenwehr der Essilor-Seite im Management. Milleri war Ende 2017 bei Luxottica an die Spitze des Unternehmens gerückt.

Del Vecchio und die von ihm kontrollierte Holdingfirma Delfin laufen nun Sturm: Delfin beschuldigte einige Essilor-Manager, gegen die ausgehandelten Bedingungen für die Fusion zu verstoßen. Diese sehen vor, dass der neue Konzern zu gleichen Teilen von Essilor- und Luxottica-Vertretern geführt wird.

Der 83-Jährige Del Vecchio erklärte in einem Interview mit dem "Figaro", er habe sich auch bei einem Vorstandstreffen an diesem Montag über Essilors Vorgehen beschwert. Der frühere Essilor-Chef Hubert Sagnieres soll bereits im Januar vier weitere Manager aus den eigenen Reihen bestellt haben, wovon Del Vecchio aber erst kürzlich erfahren haben will. Delfin erklärte nun, man stehe zwar weiter zu der Fusionsvereinbarung, bedinge sich aber das Recht zu weiteren Schritten aus, um "seine Interessen angemessen zu schützen".

An der Börse sorgte der Zeitungsbericht am Donnerstag für einen kräftigen Kursknick: Das EssilorLuxottica-Papier sackte zeitweise um mehr als 5 Prozent ab. Händlern zufolge könnte der Disput den Erfolg der Fusion der beiden Konzerne gefährden. Der französische Brillenglasproduzent Essilor und der italienische Hersteller von Brillenfassungen Luxottica hatten sich im vergangenen Oktober zusammengeschlossen./tav/elm/mis