PARIS (dpa-AFX) - Der monatelange Führungsstreit im frisch fusionierten Brillenkonzern EssilorLuxottica ist beendet. Beide Seiten kamen kurz vor der Hauptversammlung an diesem Donnerstag überein, die Suche nach einem neuen gemeinsamen Konzernchef fortzuführen. Zudem bleibt es vorerst dabei, dass leitende Manager gemeinsam zentrale Funktionen übernehmen. Mit dem ausgehandelten Vertrag habe man die Basis für einen Neustart gelegt, teilte das Unternehmen am Montag in Paris mit.

Französische Medien hatten bereits am Wochenende über eine sich anbahnende Einigung berichtet. Die Aktie reagierte zum Wochenstart positiv auf die Nachricht. Im frühen Handel zog das Papier in der Spitze um mehr als fünf Prozent an, zuletzt betrug das Plus noch rund ein Prozent. Die Aktie hatte seit der Fusion deutlich an Boden verloren, zuletzt war es aber wieder aufwärts gegangen.

Der französische Brillenglasproduzent Essilor und der italienische Hersteller von Brillenfassungen Luxottica hatten sich im vergangenen Oktober zusammengeschlossen. Doch anstatt der vereinbarten Fusion unter Gleichen warfen sich beide Seiten nur kurz danach gegenseitig vor, die Macht für sich beanspruchen zu wollen. Der Führungsstreit war eskaliert, als Luxottica-Gründer Leonardo Del Vecchio seinen langjährigen Mitstreiter Francesco Milleri an die Spitze des fusionierten Konzerns heben wollte.

Milleri leitet Luxottica, einen Hersteller von Marken wie Ray Ban und Oakley, seit Ende 2017. Der jetzigen Einigung zufolge werden er und sein Pendant bei Essilor, Laurent Vacherot, mit mehr Vollmachten ausgestattet. Gemeinsam sollen die beiden Manager für die Verzahnung der beiden Fusionspartner verantwortlich zeichnen. Auch sollen sie eine neue Konzernstrategie entwickeln und realisieren. Die Integration soll nun mit Hochdruck angegangen werden, zu einer vereinfachten Organisation führen und binnen ein bis zwei Jahren abgeschlossen sein.

Das bereits zur Fusion beschlossene Konzept der Doppelspitzen hat unterdessen noch bis zur Hauptversammlung im Jahr 2021 Bestand. Die Suche nach einem künftigen neuen Chef geht damit aber weiter. Milleri und Vacherot hätten zuvor klargemacht, dass sie für den Führungsposten nicht zur Verfügung stehen.

Aktuell wird das Unternehmen von Del Vecchio und Co-Chef Hubert Sagnieres geführt. In den vergangenen Wochen war in der Presse gemutmaßt worden, dass beide Manager von ihren Posten zurücktreten könnten. Er sei zufrieden mit der jetzigen Einigung, ließ sich Del Vecchio in der Mitteilung nun zitieren.

Im Zuge des Führungsstreits hatte Del Vecchio, der mit seiner Delfin-Holding knapp ein Drittel der Anteile am fusionierten Konzern besitzt, sogar Schadenersatzansprüche gestellt. Sämtliche Rechtsstreitigkeiten seien aber mit der jetzigen Einigung beendet und die Forderungen würden zurückgezogen, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Aktionäre werden nunmehr auf der Hauptversammlung des Unternehmens aufgefordert, den neuen Plan zu unterstützen und anders lautende Forderungen von Investoren abzuschmettern./tav/elm/fba