FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro und das britische Pfund haben am Mittwoch spürbar zugelegt. Gegen Mittag kostete ein Euro 1,1020 US-Dollar und damit einen halben Cent mehr als im Tagestief. Noch am Dienstag war der Euro auf einen zweijährigen Tiefstand gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag auf 1,0937 Dollar festgesetzt.

Auftrieb erhielt der Euro durch die höhere Risikobereitschaft an den Finanzmärkten. Der Dollar als Weltreservewährung war deshalb ebenso weniger gefragt wie der "sichere Hafen" japanischer Yen. Händler nannten vor allem zwei Entwicklungen als Grund. Zum einen habe die Rücknahme des Entwurfs zum umstrittenen Auslieferungsgesetz in Hongkong zu einer Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten beigetragen. Das Vorhaben gilt als Auslöser der Massenproteste in der Sonderverwaltungszone Chinas.

Zum anderen wurde auf die politische Entwicklung in Großbritannien verwiesen, vor der auch das britische Pfund profitierte. Dem britischen Parlament war am Dienstagabend ein erster Schritt gelungen, um einen EU-Austritt ohne Anschlussvereinbarung Ende Oktober zu verhindern. Premierminister Boris Johnson drohte daraufhin mit Neuwahlen. Noch am Dienstag war das Pfund zum Dollar auf ein mehrjähriges Tief gefallen.

Unterstützung erhielt der Euro außerdem durch Äußerungen der designierten EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Lagarde bekräftigte zwar ihre Haltung, dass die Geldpolitik im Euroraum locker bleiben müsse. Allerdings lenkte sie während einer Anhörung vor dem EU-Parlament den Blick auch auf negative Nebenwirkungen der seit Jahren extrem expansiven Ausrichtung der EZB. Lagarde soll Anfang November dem aktuellen EZB-Präsident Mario Draghi nachfolgen./bgf/men