FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat am Freitag seine deutlichen Kursgewinne vom Vortag weitgehenden verteidigt. Zeitweise erneute Gewinne gab er jedoch wieder ab. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,1325 US-Dollar gehandelt. Mit 1,1384 Dollar hatte der Euro zuvor zeitweise den höchsten Stand seit März erreicht. Dann setzten Gewinnmitnahmen ein. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,1250 (Mittwoch: 1,1194) Dollar festgesetzt.

Die deutliche Aufstockung der Anleihekäufe durch die EZB hatte den Euro am Donnerstag angetrieben. Die Währungshüter stockten das Corona-Notkaufprogramm kräftig um 600 Milliarden auf 1,35 Billionen Euro auf. Die Ausweitung war noch stärker als von vielen Ökonomen erwartet worden war. Vor den Entscheidungen hatte der Euro noch bei 1,12 Dollar notiert.

Normalerweise belastet eine Lockerung der Geldpolitik tendenziell eine Währung. Nach Einschätzung von Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte bei der Commerzbank, kann sich in einer einzigartigen Krise die Wirkung auf den Wechselkurs umkehren: "Weil die Hoffnung auf Besserung - eben durch diese Politik - über die unmittelbaren Folgen dominiert." Zudem habe die Notenbank klar gemacht, dass sie die Zinsen nicht weiter senken wolle. Auch dies stützt laut Leuchtmann den Euro.

Im Mai hatte der Euro noch unter 1,08 Dollar notiert. Angesichts dessen und mit Blick auf die bislang sehr positive Woche für die Gemeinschaftswährung steige nun das Risiko für Gewinnmitnahmen deutlich, schrieben die Analysten der italienischen Bank Unicredit.

Am Vormittag waren die deutschen Auftragseingänge in der Industrie und die spanische Industrieproduktion zwar stärker als erwartet eingebrochen, hatten den Euro aber unter dem Strich kaum belastet. Am Nachmittag steht dann der US-Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai im Blick. Es wird erneut ein deutlicher Abbau der Beschäftigung erwartet./jsl/la/jha/