Die Einheitswährung kämpft nach wie vor um eine Erholung gegenüber dem Dollar, was durch den geplanten Rückzug von Angela Merkel, Aussagen von Seiten der EZB und der Solidität des US-Arbeitsmarktberichts erschwert wird.

Ardo Hansson, Gouverneur der Bank of Estonia, äußerte sich zum Beispiel insoweit, dass temporäre Faktoren das Wachstum des Euroraums beeinträchtigen könnten. Sein finnischer Kollege Olli Rehn sieht die Wirtschaft sogar nach wie vor von der Zentralbank abhängig, so dass er die Notwendigkeit eines Einsatzes aller verfügbaren Instrumente, einschließlich neuer zinsgünstiger Kredite an Banken (TLTRO), nicht auszuschließen könne.

In Deutschland nahm die Kanzlerin, die führende Figur bei der europäischen Integration im vergangenen Jahrzehnt, einen weiteren Rückschlag bei den Regionalwahlen zum Anlass, um auf den Vorsitz der CDU zu verzichten. Man hört bereits Stimmen, die verlauten lassen, dass ihre Tage als Kanzlerin gezählt seien. Mit dieser Entwicklung wird eine wichtige Stütze der Stabilität im Herzen der Währungsunion geschwächt.

In der Eurozone hat sich die Konjunktur im dritten Quartal (+0,2% gegenüber +0,4% erwartet) verlangsamt. Gleichzeitig ist die Kerninflation noch weit vom Ziel der EZB entfernt (+1,1% im Jahresvergleich während das Ziel bei 2% liegt).

Auf der anderen Seite des Atlantiks haben die Erholung der Aktienmärkte und Berichte, dass sich die chinesisch-amerikanischen Beziehungen wieder erwärmen, dazu geführt, dass die Nachfrage nach dem Dollar wieder ein wenig nachgelassen hat. Der letzte monatliche Bericht zum Arbeitsmarkt, der die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit 48 Jahren (3,7%) und eine weitere Beschleunigung des Lohnwachstums (+3,1% über ein Jahr) bestätigt, lässt der FED jedoch wenig Spielraum bei den geplanten Anhebungen der Leitzinssätze.
Aus charttechnischer Sicht versucht der Euro, sich von den Tiefs zu distanzieren. Viel Dynamik entwickelt die Einheitswährung dabei jedoch nicht, so dass ein Bruch der Unterstützung bei 1,13, die auf Juni 2017 zurückgeht, mittel- bis langfristig das wahrscheinlichste Szenario ist.