FRANKFURT (awp international) - Der Euro ist am Donnerstag nach einem zwischenzeitlichen Kurshoch zum US-Dollar unter Druck geraten. Nach robusten deutschen Auftragseingängen hatte er zwar mit 1,1916 Dollar zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Mai 2018 erreicht. Bis zum Mittag fiel er auf ein Tagestief von 1,1832 Dollar zurück.

Zum Franken schaffte der Euro kurzzeitig ebenfalls den Sprung über die 1,08er Marke, notiert mit 1,0757 Franken nun aber wieder klar darunter. Das Dollar-Franken Paar ist aktuell mit 0,9085 wenig verändert seit dem frühen Handel.

Wie es in einem aktuellen Kommentar der UBS heisst, hatte das Paar erst am Vortag aber wieder neue Tiefs seit der Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses 2015 gesehen.

Zuletzt habe die SNB ihre Interventionen am Devisenmarkt mit dem Argument gesenkt, der Rückgang beim Dollar/Franken-Paar gehe mit einem Anstieg des Euro/Franken-Paares einher, so die Grossbank. Nichtsdestotrotz zeige der Franken aufgrund der Kombination der beiden Währungen nach wie vor eine ausserordentliche Stärke. Die UBS-Experten gehen daher auch davon aus, dass die SNB aktiv bleibe, solange diese Stärke andauert.

"Der US-Dollar und der Franken bleiben sichere Häfen und spielen daher auch in Zukunft eine wichtige Rolle", schreibt UBS. Daher bestehe auch das Risiko, dass das Dollar/Franken-Paar weiter fällt, wenn sich die Covid-19-Situation in den USA nicht bald stabilisiere und die Märkte die wirtschaftliche Stabilität in den USA weiter in Frage stellten.

Euro fällt trotz guter Daten zurück

Der Auftragseingang in der deutschen Industrie hat sich nach dem Einbruch in der Corona-Krise im Juni unerwartet stark erholt. Der Euro profitierte aber nur kurzzeitig. Die weiter grassierende Corona-Pandemie sorgt für Verunsicherung. So ist auch in Deutschland die Zahl der Neuinfektionen zuletzt gestiegen. Auch in anderen Ländern der Eurozone stiegen die Zahlen.

Die jüngste Schwäche des Dollar dürfte nach Einschätzung von Commerzbank-Expertin Antje Praefcke aber anhalten. Sie verweist auf die Unsicherheit rund um die Präsidentschaftswahlen, die dauerhaft lockere Geldpolitik der US-Notenbank und steigende Defizite im Staatshaushalt und der Handelsbilanz. "Entsprechend dürfte der Dollar weiterhin unter Abwärtsdruck bleiben und in Phasen steigender Risikoaversion - wenn überhaupt - nur vergleichsweise wenig an Wert zulegen", so Praefcke.

Türkische Lira auf Rekordtief

Die türkische Lira ist unterdessen auf ein Rekordtief zum Dollar gefallen. Der Dollar stieg im Gegenzug in der Spitze bis auf 7,2850 Lira. Dies ist der höchst jemals erreichte Kurs. Der letzte Rekordstand war im Mai erreicht worden. Am Donnerstag stieg der Kurs um rund drei Prozent. Auch der Eurokurs legte zur Lira deutlich zu und erreichte bei 8,6692 Lira für einen Euro einen neuen Höchststand.

Die türkische Wirtschaft wurde von der Corona-Krise hart getroffen. "In diesen weltweit schwierigen ökonomischen Zeiten steigt der Druck auf die Währungen von Schwellenländern, wie die Türkische Lira", sagte Thilo Pahl, Geschäftsführer der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer. "Die wegbrechenden Einnahmen aus dem Tourismus, die negative reale Verzinsung und die schwindenden Währungsreserven der türkischen Zentralbank lasten auf dem Lira-Kurs", erklärte er. Die Finanzmärkte seien skeptisch, dass sich die türkische Wirtschaft rasch erholen könne.

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