MENLO PARK (dpa-AFX) - Der US-amerikanische Tech-Konzern Facebook musste in den vergangenen Monaten wieder einiges an Kritik einstecken: Zu Skandalen um Datenschutz, Fake News und einer zweifelhaften Löschpolitik kamen jüngst Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Dazu hat der Europäische Gerichtshof im Streit um den Like-Button den Daumen über Facebook gesenkt. Das alles beeindruckt die Analysten allerdings wenig: Sie sehen überwiegend die positiven Aspekte. Was bei dem Konzern aus Kalifornien los ist, wo Analysten ihn in den kommenden Monaten sehen und wie die Aktie auf die jüngsten Entwicklungen reagiert.

DAS IST LOS BEI FACEBOOK:

Bei der jüngsten Schlappe für Facebook-Gründer Mark Zuckerberg geht es mal wieder um den Datenschutz. Konkret war es der Like-Button, der in dieser Woche den Europäischen Gerichtshof beschäftigte und die Frage, wie Webseiten-Betreiber dieses Werkzeug künftig verwenden dürfen. Das Problem war im behandelten Fall, dass der Daumen auf einer externen Internetseite Kundendaten an seinen Erfinder weiterleitete - auch ohne dass ihn der Webseitenbesucher nur einmal angeklickt hatte. Die Richter entschieden deshalb, dass Internetseiten, die den Daumen nutzen, ihre Besucher informieren müssen, in welchem Maße ihre Daten verwendet werden.

Die Kritik an Zuckerberg und seinem Internetriesen reißt damit nicht ab: Erst in der vergangenen Woche musste das Unternehmen eine Rekordstrafe von fünf Milliarden Dollar hinnehmen. Im Gegenzug geht das Unternehmen davon aus, dass die US-amerikanische Behörde FTC die Ermittlungen im Fall von Cambridge Analytica einstellen wird - der Datenskandal aus dem vergangenen Jahr, bei dem das Soziale Netzwerk unerlaubt Millionen Nutzerdaten an die Analysefirma weitergegeben hatte. Zusätzlich zu der finanziellen Belastung bekam Facebook Auflagen. Im Verwaltungsrat soll der Konzern künftig einen zusätzlichen Posten zur Aufsicht über den Datenschutz einrichten.

Analysten scheinen die Vorfälle eher gelassen zu nehmen. Denn die Zahlen stimmen, trotz der Strafe machte der Konzern im zweiten Quartal einen Milliardengewinn. Und die Pläne rund um die eigene Kryptowährung Libra regen die Phantasien am Kapitalmarkt sogar noch weiter an. 28 private Unternehmen wie Mastercard, Visa, Paypal und Uber gehören zu den Partnern in Sachen neuer Digitalwährung. Wenn es nach Facebook geht, sollen die Nutzer schon 2020 mit klassischen Währungen wie Dollar, Euro oder Yen Libra kaufen können. Kursschwankungen wie beim Bitcoin will Zuckerberg vermeiden, indem man die Libra an einen Korb etablierter Währungen koppelt und durch Staatsanleihen absichert. Die Finanzminister und Zentralbanker der G7-Industriestaaten haben trotzdem "schwere Bedenken" gegen das Facebook-Geld.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Nach der Veröffentlichung der Zahlen zum zweiten Quartal hatten einige im dpa-AFX Analyser gelisteten Experten ihre Kursziele für den Tech-Riesen angehoben. Das Analysehaus RBC sieht die Facebook-Aktie auf Zwölfmonatssicht sogar bei einem Wert von 260 Dollar - gut 30 Prozent Plus auf den aktuellen Kurs. Das durchschnittliche Ziel der Analysten ist mit knapp über 200 Dollar etwas niedriger angesetzt und liegt nur wenig über dem aktuellen Wert. Doch bei fast allen Analysten stehen die Zeichen auf "kaufen".

RBC-Analyst Mark Mahaney sieht in der Einführung einer eigenen Währung einen potenziellen Wendepunkt für den Konzern. Demgegenüber sei klar, dass auf Tech-Konzerne künftig mehr Regularien zukommen. Worst-Case-Szenarien sieht er allerdings nicht als wahrscheinlich an. Dazu bleibe Instagram nach der Facebook-Mutter die zweitwichtigste soziale Plattform, wichtiger als Twitter und Snapchat.

Die DZ Bank erwartet derweil auch in den kommenden Monaten negative Schlagzeilen und Belastungen mit Blick auf strengere Regulierung und die Untersuchungen durch US-Behörden. Trotz der Risiken hat das Bankhaus allerdings seinen Fairen Wert für die Aktie erhöht. JPMorgan-Analyst Douglas Anmuth glaubt, dass Libra die Diversifizierung des Unternehmens beschleunigen kann. Die Währung spiegele die Agilität von Facebook bei Produktinnovationen wider. Die Marktkapitalisierung des Konzerns liegt derzeit bei etwas über 559 Milliarden US-Dollar.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Seit Beginn des Jahres haben die Papiere des Zuckerberg-Konzerns - ungeachtet aller älteren und jüngeren Probleme - um fast 50 Prozent zugelegt. Anfang Juni waren sie aufgrund von Untersuchungen durch US-Behörden zunächst unter Druck geraten. Die Libra-Ankündigungen versetzten Anleger jedoch kurze Zeit später in Hochstimmung.

Vom höchsten Wert der letzten fünf Jahre, den die Papiere im vergangenen Juli mit rund 219 US-Dollar erreicht hatten, ist der Facebook-Kurs allerdings noch etwas entfernt. Zuletzt kostete die Aktie rund 196 US-Dollar. Insgesamt kommt der Konzern damit aktuell auf einen Börsenwert von rund 559 Milliarden Dollar./knd/kro/fba