"Vorstellbar wäre da so einiges", sagte Wuermeling der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstagausgabe) auf eine entsprechende Frage. "Wenn es bei Libra zu Problemen kommt und viele Nutzer ihr Geld zurücktauschen wollen - und dies möglich ist - könnte der Wert stark fallen." Probleme könne es dann auch für die Kapitalmärkte und die Banken geben. Experten halten es für möglich, dass Facebook aufgrund seiner rund 2,5 Milliarden Nutzer mit dem Libra-Projekt das globale Finanzsystem auf den Kopf stellen könnte. Denn Geldtransfers zwischen Personen und zwischen Ländern würden mit der Kryptowährung womöglich deutlich schneller und günstiger.

Aus Sicht von Wuermeling, der bei der Bundesbank für die Bankenaufsicht zuständig ist, könnte Libra sogar in gewissem Maße das normale Geld verdrängen. "Mit allen Konsequenzen für die Verbraucher, die Banken, das Finanzsystem und die Geldpolitik." Dabei hat er auch die große Reichweite von Facebook im Blick: "Falls von mehr als zweieinhalb Milliarden Facebooknutzern nur jeder Zwanzigste von dem Service Gebrauch macht, wären das mehr Kunden als Deutschland Einwohner hat." Würden die Summen sehr groß werden, könne Libra womöglich mehr Geld verwalten als viele Vermögensverwalter auf der Welt. "Facebook würde über Anleihen, die zur Deckung von Libra erworben werden müssen, der größte Gläubiger einzelner Staaten. Will man das?", warnte er.

Die sieben größten Industriestaaten (G7) hatten zuletzt betont, dass Libra die Geldpolitik und die Finanzstabilität gefährden könnte. Solche weitgehend unregulierten Zahlungsmittel könnten zudem die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung erschweren.