DRESDEN (awp international) - Die von Facebook angekündigte Digitalwährung Libra könnte aus Sicht Dresdner Forscher Bürger von Schwellen- und Entwicklungsländern finanziell selbstständiger und unabhängig von finanzieller Repression machen. Dort hätten gerade die Ärmsten oft keinen Zugang zum Finanzsystem, müssten horrende Zinsen für Kredite zahlen oder hohe Gebühren für Auslandsüberweisungen. Das schreibt der Leiter der ifo-Niederlassung Dresden, Marcel Thum, laut Mitteilung vom Mittwoch in einem Aufsatz, den er mit Stefan Eichler, Professor für Internationale Monetäre Ökonomik der TU Dresden, verfasst hat.

In vielen dieser Staaten werde die Zentralbank als verlängerter Arm der Regierung missbraucht, was zu Inflation, Währungsab- und realer Entwertung von Sparvermögen führe, heisst es darin. Die Libra ist laut den Experten ein Gegenentwurf zur staatlich etablierten Geldordnung, in der eine mehr oder weniger staatliche und doch unabhängige Zentralbank Geld schöpfe und das Finanzsystem staatlich reguliert sei. "Bei einer starken Verbreitung der Libra würde die offizielle einheimische Währung immer seltener verwendet." Daher seien Regierungen, Zentralbanken und Regulierer meist skeptisch.

Die von Facebook vor einigen Wochen angekündigte Internet-Währung soll voraussichtlich ab 2020 etwa mit Dollar oder Euro zu kaufen sein. Sie ist auch in Europa umstritten./mon/DP/jsl