In einem milliardenschweren Deal wollen die Deutschen zusammen mit einem Investor den 47-prozentigen Anteil des britischen Medienkonzerns Pearson übernehmen, wie Bertelsmann-Chef Thomas Rabe am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz bekräftigte. Sobald man sich mit den verkaufswilligen Briten über den Preis einig sei, solle in der zweiten Jahreshälfte die Partnersuche beginnen. "Ich sage nicht, dass er dieselbe Leidenschaft für das Verlegen von Büchern haben muss, aber eine Leidenschaft wäre vorteilhaft."

Bei der erfolgsverwöhnten Verlagstochter mit ihren Beststellern wie der Erotikromanreihe "Fifty Shades" und dem Thriller "Girl on the Train" lief das Geschäft im vergangenen Jahr nicht mehr so gut wie zuvor. Der Umsatz brach um 9,6 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro ein, das Betriebsergebnis schrumpfte um 3,6 Prozent auf 537 Millionen Euro. Damit bleibe immerhin von jedem eingenommenen Euro mehr Gewinn hängen, erklärte Verlagschef Markus Dohle.

Verantwortlich für die Rückgänge bei Penguin Random House war neben Beteiligungsverkäufen und der Abwertung des britischen Pfunds infolge der Brexit-Entscheidung vor allem Amazon. Von dem Online-Händler hängt ein Großteil des Geschäfts von Penguin Random House ab. Amazon habe Bücher in früheren Jahren mit Rabatten losgeschlagen und damit die Verkaufszahlen und den Umsatz angekurbelt. Mit der Rückkehr des Online-Händlers zu alten Verkaufspreisen seien auch die Gesamterlöse auf ein Normalmaß zurückgefallen.

Neben der Belletristik mit Erfolgsautoren wie John Grisham und Dan Brown stärkt auch die Nachfrage nach politischen Büchern die Zuversicht von Verlagschef Dohle. So verpflichtete das Unternehmen jüngst den früheren US-Präsidenten Barack Obama und seine Frau Michelle für einen autobiografischen Doppelband. Penguin Random House veröffentlichte bereits Werke der früheren US-Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush. Amtsinhaber Donald Trump veröffentlichte bei dem Verlag in seiner Zeit als Geschäftsmann einen Erfolgsratgeber.

Konzernchef Rabe sagte, Banken sollten nun den genauen Wert der Verlagsgruppe ermitteln. "Ich erwarte Klarheit über die Bewertung nicht vor Sommer dieses Jahres." Er bezifferte den Wert vorläufig auf mehr als zwei Milliarden Euro. In den Büchern stehe Penguin Random House mit 2,4 Milliarden Euro, das sei aber lediglich ein bilanzieller Wert. Der Partner Pearson steckt tief in der Krise und will sich von seinem Paket trennen.

Bertelsmann werde selbst auf maximal 75 Prozent aufstocken, sagte Rabe. "Wir legen nicht alle Eier in einen Korb." Als Partner für den Rest könne er sich Pensionsfonds, Vermögensverwalter wohlhabender Familien (Family Offices) oder Finanzinvestoren mit einem langfristigen strategischen Interesse vorstellen. "Es bringt uns nichts, wenn ein Partner alle zwei oder drei Jahre auf der Matte steht und seine Anteile verkaufen will."

RTL UND ARVATO BESCHEREN BERTELSMANN REKORDGEWINN

Bertelsmann erwirtschaftete trotz der Einbußen bei seiner drittgrößten Tochter im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn. Das Betriebsergebnis fiel mit einem Plus von 3,3 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro so hoch aus wie nie zuvor. Der Nettogewinn legte um 2,6 Prozent auf gut 1,1 Milliarden Euro zu. Penguin Random House sorgte allerdings mit dafür, dass der Konzernumsatz um 1,1 Prozent auf knapp 17 Milliarden Euro sank.

Maßgeblichen Anteil an dem Gewinnplus hatten erneut die Fernsehtochter RTL, die bereits von florierenden Geschäften im vergangenen Jahr berichtet hatte, sowie der Dienstleister Arvato. Der Spezialist für Logistik und Finanzen erledigt Hintergrundarbeiten für Konzerne wie Facebook, Microsoft, Deutsche Telekom und Handelsunternehmen.

Unternehmen in diesem Artikel : Pearson plc, Facebook Inc