FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Corona-Krise spielt dem Online-Broker Flatex kräftig in die Karten. Wegen der Turbulenzen an den Aktienmärkten zog die Zahl der Transaktionen bei dem Unternehmen im ersten Halbjahr deutlich an. Zudem wuchs die Zahl der Neukunden stärker als erwartet. Konzernchef Frank Niehage setzte deshalb seine Geschäftsprognosen für das laufende Jahr deutlich nach oben.

Der Manager rechnet für 2020 jetzt mit bis zu 50 Millionen Transaktionen und über 1,2 Millionen Kunden bis zum Jahresende. Bislang hatte er eine Million Kunden und 35 Millionen Trades angepeilt. "Wir haben das erste Halbjahr operativ und finanziell mit einem absoluten Rekord abgeschlossen", sagte Niehage. "Es gilt dieses Momentum in der Zukunft beizubehalten, um schnellstmöglich die zwei Millionen Kunden zu begrüßen."

In den ersten sechs Monaten gewann Flatex nach eigenen Angaben fast 288 000 neue Kunden damit mehr als dreimal so viele wie im Vorjahreszeitraum. Dabei rechnet das Unternehmen allerdings pro forma schon das Geschäft des niederländischen Konkurrenten DeGiro ein, dessen Übernahme vereinbart, aber noch nicht vollzogen ist.

Mit 37,6 Millionen Transaktionen wickelten Flatex und DeGiro im ersten Halbjahr zusammen deutlich mehr Transaktionen ab als im gesamten Jahr 2019. Dabei kamen dem Unternehmen die Kursturbulenzen an den Aktienmärkten im Zuge der Corona-Krise zugute, die den Handel an den Börsen kräftig antrieb. Der Vorsteuergewinn der Flatex Bank lag nach vorläufigen Zahlen mehr als doppelt so hoch wie im gesamten Vorjahr.

An der Börse lösten die Nachrichten allerdings kein neues Kursfeuerwerk aus. Die Aktie des Unternehmens, das unter anderem mit der Commerzbank-Tochter Comdirect konkurriert, blieb am Morgen nahezu unverändert, nachdem sie erst am Vortag mit 46,95 Euro ein Rekordhoch erreicht hatte. Das Papier befindet sich bereits seit Wochen und Monaten im Höhenflug. Seit Ende 2019 ist sein Kurs um rund 83 Prozent gestiegen.

Einer der Kurstreiber war die Ankündigung des Unternehmens Anfang Juni, in das strenger regulierte Marktsegment, den sogenannten Prime Standard, der Deutschen Börse wechseln zu wollen. Niehage will damit unter anderem erreichen, dass Flatex in die Indizes SDax und TecDax aufgenommen wird.

Das Unternehmen kommt nach einem Kursanstieg in den vergangenen Monaten auf einen Börsenwert von rund 890 Millionen Euro. Dazu kommt die noch ausstehende Sachkapitalerhöhung nach dem für die kommenden Wochen erwarteten Abschluss der Übernahme von DeGiro. Mit den 7,5 Millionen Aktien, die dafür ausgegeben werden, steigt die Zahl der Anteile auf etwas mehr als 27 Millionen - gemessen zum aktuellen Kurs wären diese dann mehr als 1,2 Milliarden Euro wert.

Flatex wurde 1999 von dem Unternehmer und Verleger Bernd Förtsch ("Der Aktionär") gegründet und 2009 an die Börse gebracht. Förtsch ist immer noch an dem Unternehmen beteiligt, das zwischenzeitlich unter dem Namen Fintech Group firmiert hatte. Sein über die GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation mbH gehaltener Anteil wird durch die Sachkapitalerhöhung von zuletzt knapp 24 Prozent auf zirka 17 Prozent sinken.

Der Online-Broker machte vor kurzem auch in der Sportwelt Schlagzeilen, da er Hauptsponsor beim Championsleague-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach wird. Der Online-Broker löst dort die Deutsche-Bank-Tochter Postbank ab. Nach Informationen der "Rheinischen Post" soll sich Flatex das bis zu zehn Millionen Euro jährlich kosten lassen./stw/zb/ssc/mis