SAARLOUIS/KÖLN (awp international) - Am zweitgrössten deutschen Produktionsstandort des Autoherstellers Ford zeichnet sich ein deutlicher Stellenabbau ab. Wie viele Arbeitsplätze in dem traditionsreichen Werk wegfallen, ist dem Unternehmen zufolge noch nicht sicher. Es sei noch nichts beschlossen, sagte eine Unternehmenssprecherin in Köln. Politiker an der Saar reagierten bestürzt.

Ford habe in den ersten drei Quartalen dieses Jahres in Europa Verluste eingefahren und wolle zurück in die Gewinnzone, sagte eine Unternehmenssprecherin. Mit dem Betriebsrat werde nun über die nächsten Schritte verhandelt. Bei einer Betriebsversammlung seien die Mitarbeiter über diese Verhandlungen informiert worden. Zuvor hatten Medien darüber berichtet.

Im Werk Saarlouis mit insgesamt rund 6300 Beschäftigten laufe ohnehin im kommenden Jahr die Produktion des C-Max aus, sagte die Sprecherin. Das Modell werde nicht neu aufgelegt, der Absatz sinke seit Jahren. Denkbar sei dann ein Betrieb mit zwei statt drei Schichten wie bisher. Eine Schicht entspreche rund 1600 Mitarbeitern.

400 Beschäftigte verliessen das Unternehmen sowieso Ende des Jahres in den Ruhestand. Zudem liefen 500 Leiharbeitsverträge, die zum Start der neuen Focus-Produktion Mitte 2018 geschlossen worden seien, Mitte 2019 aus. Über 600 weitere Beschäftigte gingen in den kommenden Monaten in den Ruhestand oder könnten in Altersteilzeit gehen. "Da werden sozialverträgliche Lösungen gefunden", sagte die Sprecherin.

Ford-Vorstandschef Jim Hackett hatte ein massives Sparprogramm angekündigt, die Kosten bei dem Konzern sollen drastisch sinken. Der US-Autobauer tut sich vor allem international schwer und hatte auch von zusätzlichen Belastungen durch den Zollstreit zwischen den USA und Handelspartnern wie China und der EU gesprochen.

Im Saarland teilten am Montag der Oberbürgermeister von Saarlouis, Peter Demmer, und der Landrat des Kreises Saarlouis, Patrik Lauer (beide SPD), mit: "Der geplante Personalabbau bei den Ford-Werken ist ein schwerer Schlag für die Angestellten, für die Menschen unserer Region und für den saarländischen Wirtschaftsstandort." Ford als zweitgrösster saarländischer Industriebetrieb sichere die finanzielle Existenz vieler Familien.

Auch die CDU-Landtagsfraktion sprach von "bitteren Nachrichten". "Wichtig ist, dass die Betroffenen eine Perspektive bekommen, durch Vorruhestandsregelungen oder Weiterbildungsmöglichkeiten", sagte der industriepolitische Sprecher Marc Speicher. Linken-Fraktionschef Oskar Lafontaine kritisierte, das Land habe grosse Anstrengungen unternommen, um die Bedingungen für das Werk Saarlouis zu verbessern. "Bedauerlich ist, dass mit der Beendigung von 500 Leiharbeitsverträgen die Leiharbeiter, also die Schwächsten der Belegschaft, wieder als erste die Entscheidungen der Ford Motor Company ausbaden müssen."/chs/DP/fba