- von Tom Käckenhoff

Der Energiekonzern Uniper könnte nach den Worten von Vorstandschef Andreas Schierenbeck sein umstrittenes Kraftwerk Datteln 4 noch vor dem für 2038 geplanten Ende der Kohleverstromung in Deutschland abschalten.

Im Moment sei dies zwar kein Thema, grundsätzlich werde sich Uniper aber einer Diskussion nicht verweigern, wenn es eine für den Konzern und seine Aktionäre akzeptable Entschädigung gebe, sagte der Manager am Mittwochabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV). Das von Umweltschützern bekämpfte Kraftwerk ist seit Ende Mai im Betrieb und soll Uniper zufolge bis 2038 laufen. Die Bundesregierung will 2026, 2029 und 2032 prüfen, ob die Zeitpunkte für die Stilllegungen von Kraftwerken, die ab 2030 vorgesehen sind, je drei Jahre vorgezogen werden können.

"Für uns ist diese Diskussion im Moment erstmal abgeschlossen. Wir sind dabei, den Betrieb aufzunehmen", betonte Schierenbeck. "Aber wenn diese Diskussion 2035 wieder hochkommt, dann sind wir bereit, auch mal zuzuhören und zu diskutieren", fügte der Manager hinzu, der seit Juni vergangenen Jahres Chef der ehemaligen E.ON-Kraftwerkstochter ist. Uniper gehört inzwischen mehrheitlich dem finnischen Versorger Fortum. Dieser macht sich für eine klimaschonendere Stromerzeugung stark. Uniper hat angekündigt, bis auf Datteln bis 2025 alle Kohlekraftwerke in Deutschland abzuschalten.

KEIN DATUM FÜR KOHLEAUSSTIEG IN RUSSLAND - VERKAUF MÖGLICH

In Russland, wo Uniper auch Kohlekraftwerke betreibt, will sich der Konzern kein Enddatum für diese Art der Stromerzeugung setzen. "In Russland gelten russische Gesetze. Wenn das dort legitim und legal ist, Kraftwerke mit Kohle oder Braunkohle zu betreiben, werden wir das auch tun, wenn wir die haben." Uniper werde dort aber keine neuen Kohlekraftwerke kaufen oder bauen. Die jetzigen werde Uniper erstmal behalten und weiterentwickeln. Auch einen Verkauf schließt der Manager nicht aus. "Ob wir das betreiben, ob wir das verkaufen, wenn es einen interessanten Käufer gibt, wenn wir woanders investieren wollen, ist eine Sache, die ich nicht ausschließe, die ich im Moment aber auch nicht sehe, weil das ist erstmal Sache der Strategie und des Tagesgeschäfts", sagte Schierenbeck. Uniper betreibt dort unter anderem das Braunkohlekraftwerk Berjosowskaja 3, das seit einem Brand vor über vier Jahren stillsteht. Uniper musste die Wiederinbetriebnahme mehrfach verschieben - etwa, weil wegen der Corona-Krise nicht genügend Mitarbeiter zu der entlegenen Anlage gebracht werden konnten. "Im Moment ist es noch zu früh, andere Informationen zu geben. Wir gehen davon aus, dass wir das im vierten Quartal einschalten werden." Weitere Verzögerungen könnten aber nicht ausgeschlossen werden.

Die Coronakrise bremse den Konzern aber bislang kaum. "Unsere Geschäfte laufen eigentlich relativ reibungslos weiter", sagte Schierenbeck. Es gebe weder Kurzarbeit, noch seien aufgrund der Krise Einsparungen geplant. "Wir werden unseren finanziellen Ausblick bestätigen." Den Halbjahresbericht legt Uniper am 11.August vor.