BÜDELSDORF (dpa-AFX) - Der Mobilfunkanbieter Freenet hat im Schlussquartal unerwartet deutliche Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis erzielt. Freude wollte bei den Anlegern trotz eines Einbruchs beim Jahresgewinn und einer nur stabilen Dividende aber nicht aufkommen. Zudem lastete zunächst eine im Raum stehende Kapitalerhöhung bei der Schweizer Beteiligung Sunrise auf der Aktie, die ihre schweren Verluste im Tagesverlauf aber zumindest eindämmen konnte. Freenet machte nämlich deutlich, sich nicht an einer Kapitalerhöhung beteiligen zu wollen.

"Ein Zusammengehen von Sunrise und UPC ergibt für uns grundsätzlich viel Sinn", sagte Finanzchef Ingo Arnold am Donnerstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Die gerade veröffentlichte Transaktionsstruktur scheint den Verkäufer jedoch nicht ausreichend an den Risiken zu beteiligen." Eine Fusion der beiden Unternehmen erlaube möglicherweise eine bessere Verteilung der Risiken. Freenet trage gerne zu einer wertschaffenden Struktur bei. "Dabei sind wir nicht bereit unser eigenes Investment zu erhöhen", sagte Arnold.

Das im MDax notierte Papier sackte im frühen Handel am Donnerstag um gut 8 Prozent ab, zuletzt lag es noch 2,3 Prozent im Minus. Der Konzern aus Büdelsdorf hält knapp ein Viertel am Schweizer Mobilfunker Sunrise, der den bei Fernsehen und Internet starken Rivalen UPC Austria übernehmen und dafür 6,3 Milliarden Schweizer Franken (5,5 Mrd Euro) hinblättern will. Einen großen Teil der Kaufpreises will Sunrise am Markt über frisches Kapital einsammeln.

Freenet glänzte allerdings nach Meinung von Börsianern auch nicht mit dem Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung. Der Umsatz soll in diesem Jahr stabil bleiben, das Ergebnis vor Zinsen Steuern und Abschreibungen auf vergleichbarer Basis mit 420 bis 440 Millionen Euro ebenfalls. Der Zufluss freier Geldmittel (Free Cashflow) - wichtig für die bei Freenet-Aktionären vielbeachtete Dividende - dürfte gar zurückgehen.

Bei der Ausschüttung hatten sich Analysten für das vergangene Jahr zwar ohnehin keine großen Sprünge ausgerechnet, aber nun sollen je Aktie wie zuvor nur 1,65 Euro fließen. Im vierten Quartal war der Free Cashflow trotz höherer Umsätze zurückgegangen, weil Freenet sich verstärkt Smartphones und andere Hardware auf Lager legte. Auch für das laufende Jahr soll die Ausschüttung nach Lage der Dinge bei 1,65 Euro bleiben.

Im Schlussquartal profitierte Freenet von deutlich gestiegenen Verkäufen bei Telefonen und weiterer Hardware. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte auch dank höherer Gewinnbeiträge von Sunrise um 8,3 Prozent auf 128 Millionen Euro. Das war deutlich mehr als Analysten im Schnitt mit 115 Millionen Euro erwartet hatten. Auch der Umsatz kletterte unerwartet deutlich.

Analyst Ulrich Rathe vom US-Broker Jefferies sprach von einem "komplizierten Quartal" von Freenet, in dem das Segment Mobilfunk sehr schlecht abgeschnitten habe. Das TV-Geschäft sei dagegen beträchtlich besser gelaufen als angenommen. Die Prognosen für das laufende Jahr deckten sich mit den Erwartungen des Marktes.

Im Gesamtjahr stand beim Erlös zwar mit 2,9 Milliarden Euro nominal ein deutlich geringerer Betrag als im Vorjahr, allerdings verzerrt die Einführung neuer Bilanzierungsregeln den Wert deutlich. Die geänderten Richtlinien ausgeklammert wuchs der Umsatz um 4,3 Prozent. Das operative Ergebnis ging um 10,3 Prozent auf 485,5 Millionen Euro zurück. Allerdings hatte im Vorjahr ein Sonderertrag aus der Schweiz das Ergebnis aufgehübscht.

Unter dem Strich stand wegen des missglückten Einstiegs beim Elektronikhändler Ceconomy ein deutlicher Gewinneinbruch von 23 Prozent auf 212,2 Millionen Euro. Freenet hatte sich mit 9,1 Prozent an der Konzernmutter der Elektronikketten Media Markt und Saturn beteiligt und dabei mitten in einen Kursverfall bei den Aktien hineininvestiert. Das "Timing des Investments" sei aus einer kurzfristigen Sicht nicht ideal gewesen, räumte das Management erneut ein. Nach wie vor aber blieben die strategischen Überlegungen dazu gültig. Freenet verkauft seit Jahren seine Mobilfunkverträge auch in den Elektronikmärkten und will die Zusammenarbeit ausweiten./men/elm/fba