So plant Liberty sich mit bis zu 500 Millionen Franken am Schweizer Mobilfunkanbieter zu beteiligen, wie beide Firmen am Montag mitteilten. Damit wollen sie sich bei den Sunrise-Aktionären mehr Zustimmung für den auf der Kippe stehenden Deal sichern. Doch erste Reaktionen fielen ernüchternd aus: Der größte Sunrise-Aktionär, die deutsche Freenet, lehnt den Deal weiterhin ab.

Sunrise will UPC Schweiz für 6,3 Milliarden Franken von Liberty übernehmen und mit Bündelangeboten für Mobilfunk, Breitband-Internet, TV und Festnetz den Abstand auf Marktführer Swisscom verringern. Doch die Transaktion kann nur vollzogen werden, wenn die Sunrise-Aktionäre auf einer Generalversammlung am 23. Oktober grünes Licht für die bis zu 2,8 Milliarden Franken schwere Kapitalspritze geben.

Freenet und mehrere andere Großaktionäre wie der aktivistische Fonds AOC störten sich unter anderem am Preis sowie dem Umfang der Kapitalerhöhung und setzten ein Fragezeichen hinter die Zukunftsaussichten von UPC. Beim Volumen der ursprünglich auf 4,1 Milliarden Franken angesetzten Kapitalerhöhung, mit der Sunrise den Zukauf finanzieren will, machte Sunrise bereits Abstriche.

Liberty geht auf seine Kritiker zu und gibt den ursprünglichen Plan auf, sich nicht an Sunrise und damit den Risiken eines fusionierten Unternehmens beteiligen zu wollen. Die Amerikaner wollen nun im Rahmen der Kapitalerhöhung an der Börse Bezugsrechte auf Sunrise-Aktien kaufen und danach neue Titel zeichnen. Damit würde Liberty eine Position von bis zu 7,8 Prozent erwerben. Halten die Amerikaner über fünf Prozent, haben sie laut Vereinbarung das Recht, auf der Generalversammlung im April 2020 ein Verwaltungsratsmitglied aufzustellen.

GIBT LIBERTY AUCH BEIM PREIS NACH?

Doch Freenet, die 24,5 Prozent an Sunrise hält, zeigt den Schweizern unverändert die kalte Schulter. "Wir sind weiterhin der Meinung, dass der Deal nicht gut ist", hiess es in einer Stellungnahme. Die neuesten Entwicklungen zeigten, dass Sunrise auf den letzten Metern mit allen Mitteln versuche, das Ruder rumzureißen. Auch ein zweiter Top-Ten-Investor lehnt den Zukauf weiterhin ab. AOC äußerte sich vorerst nicht.

Um die Kapitalerhöhung in Angriff zu nehmen, benötigt Sunrise grünes Licht von mindestens der Hälfte der anwesenden Aktionäre. Das ist eine hohe Hürde. Denn Insidern zufolge hofft Sunrise auf eine Beteiligungsquote von über 70 Prozent. Vergangene Woche empfahl auch der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS den Aktionären angesichts des hohen Preises gegen die Transaktion zu stimmen.

Auch wenn Sunrise und Liberty die Argumentation von ISS heftig kritisierten und andere Stimmrechtsberater wie Glass Lewis für den Deal sind, dürfte die überraschende ISS-Empfehlung Liberty zu der Konzession bewegt haben. Allerdings hält Berenberg-Analyst Usman Ghazi den Schritt von Liberty für kaum ausreichend. Falls Freenet, die aktivistischen Investoren und ISS an ihrer Position festhielten, müsse Liberty wohl beim Preis nachgeben, um das Geschäft über die Ziellinie zu bringen, erklärte Ghazi. Dass der Liberty-Vorstoss die Ausgangslage nicht fundamental verändert, deutete auch der praktisch unveränderte Aktienkurs an.