Das um Sondereffekte bereinigte organische Wachstum des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns lag bei 2,8 Prozent, wie das Unternehmen mit Marken wie Maggi oder Nespresso am Donnerstag mitteilte. Vor Jahresfrist waren es noch 2,6 Prozent gewesen. Damit macht sich der Firmenumbau von Mark Schneider bezahlt: Das wachsende Geschäft mit Gesundheitsprodukten und Kaffee hat er ausgebaut - wenig versprechende Bereiche stößt er im Gegenzug ab. "Der Umsatz ist in den ersten neun Monaten über die meisten Regionen und Produktkategorien hinweg solide gewachsen", sagte Schneider. "Unser Wachstum stützte sich auf die disziplinierte Umsetzung unserer Strategie und schnellere Innovation."

In absoluten Zahlen stieg der Umsatz um zwei Prozent auf 66,4 Milliarden Franken. Das deutlichste Plus erzielte Nestle in der Region Asien mit dem wichtigen Markt China: Dort waren vor allem Säuglingsnahrung und Kaffee des Schweizer Konzerns gefragt. In der Wachstumsregion kommt es jedoch zu personellen Änderungen: Spartenchefin Wan Ling Martello verlässt das Unternehmen zum Jahresende. Sie galt als Kandidatin für den Chefposten in dem Traditionsunternehmen. Das Rennen machte jedoch schließlich Schneider, der zuvor Chef des deutschen Gesundheitskonzerns Fresenius war. Nachfolger von Martello wird der langjährige Nestle-Manger und Vorstandsmitglied Chris Johnson. Nun soll er das Geschäft in Asien weiter vorantreiben.

FERTIGPRODUKTE UND SÜSSIGKEITEN WENIGER GEFRAGT

Denn die Wachstumsbeiträge aus der Region sind wichtig für Nestle, um die Ziele zu erreichen: Im laufenden Jahr strebt Schneider unverändert ein organisches Wachstum von rund drei Prozent an. Bis 2020 will er wieder alte Wachstumsraten von rund fünf Prozent erreichen.

Doch das ist schwierig - denn die Nahrungsmittelindustrie befindet sich im Wandel. Große Marken besitzen für viele Konsumenten nicht mehr die gleiche Anziehungskraft wie früher: Sie setzen verstärkt auf lokale Produkte und frische Lebensmittel. Fertignahrung und Süßigkeiten stehen nicht mehr so hoch im Kurs. Diesen neuen Trends versucht auch Nestle Rechnung zu tragen. Der Konzern hat sein US-Süßigkeitengeschäft verkauft und trennt sich von nicht zum Kerngeschäft zählenden Bereichen: Das Lebensversicherungsgeschäft der Säuglingsnahrungsmarke Gerber geht an einen US-Finanzdienstleister. Eine Entscheidung über die Zukunft der Hautpflegesparte Nestle Skin Health will Schneider bis Mitte 2019 fällen.

Den Wachstumstreiber Kaffee mit Marken wie Nescafe und Nespresso baut Nestle hingegen aus - zuletzt etwa mit der Übernahme des Einzelhandelsgeschäfts von Starbucks. Auch von anderen Geschäftsfeldern wie Tiernahrung, Wasser und Babynahrung erhofft sich Schneider künftig Wachstum. Das ist für den Firmenchef wichtig, damit er kritische Aktionäre wie den Großinvestor Third Point besänftigen kann. Dieser hat bereits wiederholt einen rascheren Umbau des Nahrungsmittelriesen gefordert.