FRANKFURT (dpa-AFX) - Aufatmen bei den Aktionären von Fresenius : Der für die Übernahme des US-Generikaherstellers Akorn gescholtene Medizinkonzern bläst den Milliardendeal ab. An der Börse war der Kauf umstritten, weil Akorn unter dem Preisdruck auf dem Generikamarkt leidet. Die Fresenius-Aktien setzten am Montagvormittag ihre Erholung fort und stiegen bis auf 67,80 Euro. Zuletzt lagen sie an der Dax-Spitze noch mit 2,47 Prozent im Plus bei 67,32 Euro. Einem noch größeren Sprung standen deutliche Kursverluste bei der Dialysetochter FMC im Weg, nachdem diese ihren Umsatzausblick gesenkt hatte.

Fresenius kündigte die Übernahmevereinbarung mit Akorn, weil der Generikahersteller mehrere Voraussetzungen für den Vollzug nicht erfüllt habe. So habe es laut einer von Fresenius eingeleiteten, unabhängigen Untersuchung unter anderem schwerwiegende Verstöße gegen Vorschriften der US-Gesundheitsbehörde FDA bezüglich der Datenintegrität bei Akorn gegeben, hieß es. Der US-Generikahersteller sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt und pocht auf die Einhaltung der von Fresenius gemachten Zusagen.

Investoren dürften sich fragen, ob dies nur der erste Schritt in einem Kampf um einen niedrigeren Kaufpreis sei, schrieb Analyst Tom Jones von der Privatbank Berenberg in einer ersten Einschätzung. Allerdings sei der Schritt von Fresenius, die Übernahme abzublasen, eine juristische Frage und kein Wunschkonzert. Fresenius dürfte also einen guten Grund gefunden haben, da ansonsten ein langer Rechtsstreit mit unsicherem Ausgang drohe.

"Egal wie es nun weitergeht, Fresenius dürfte in jedem Fall im Vorteil sein", sagte Analyst Hugo Solvet vom Investmenthaus Bryan Garnier. Sollte Fresenius mit seinen Vorwürfen gegen Akorn recht haben, würde der Kaufpreis vermutlich deutlich sinken, oder aber Fresenius könnte den Deal wirklich abblasen. Selbst ohne Akorn errechnet der Experte einen Wert von circa 80 Euro je Fresenius-Aktie - ein Potenzial von fast einem Fünftel.

Zum Zeitpunkt der ersten Spekulationen über einen Akorn-Kauf von rund einem Jahr hatten die Fresenius-Aktien um die 75 Euro gekostet. Ende März 2018 im Tief lag der Preis dann nur noch bei rund 59 Euro - ein Minus von mehr als 21 Prozent. Im Lauf der Monate hatten sich die Zweifel der Anleger an der Geschäftsentwicklung von Akorn und damit auch an dem rund 4,4 Milliarden Euro teuren Zukauf gemehrt. Im Februar stellte Fresenius dann selbst den Kauf nach Vorwürfen über mögliche Missstände bei der Produktentwicklung auf den Prüfstand./mis/ag/fba