Fresenius-Aktien brachen am Freitag um mehr als zwölf Prozent auf ein Vier-Jahres-Tief von 41,40 Euro ein. Damit waren sie mit Abstand größter Verlierer im Leitindex Dax. Nachdem der Vorstand im Oktober schon die Prognose für dieses Jahr gekappt hatte, verabschiedet sich Fresenius nun auch noch von den Erwartungen bis 2020. "Wir sehen 2019 als Übergangsjahr, in dem wir in unsere Geschäfte investieren", sagte Vorstandschef Stephan Sturm in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Diese seien nötig, um das künftige Wachstum des Unternehmens voranzutreiben. Die Aktionäre will er mit steigenden Dividenden bei der Stange halten. Sie sollen trotz der 2019 erwarteten Gewinnstagnation eine höhere Ausschüttung erhalten.

Angesichts der schwächer als erwarteten Geschäftsentwicklung will Sturm mit Maßnahmen zur Umsatzsteigerung und Kostensenkungen gegensteuern. Details dazu nannte er aber noch nicht. Im kommenden Jahr stehe Fresenius vor wichtigen Investitionen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie die Weiterentwicklung des Geschäfts sollen noch einmal erhöht werden. Beispielhaft nannte Sturm etwa das Geschäft mit Biosimilars - Kopien biotechnologisch hergestellter Arzneimittel - oder den Ausbau des Heimdialysegeschäfts in den USA des Dialysespezialisten Fresenius Medical Care sowie dessen Expansion in China.

Für das kommende Jahr rechnet Fresenius nun mit einem organischen Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das Konzernergebnis wird voraussichtlich stagnieren. Bislang hatte der Vorstand von 2018 bis 2020 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 7,1 bis 10,3 Prozent angestrebt. Das Konzernergebnis sollte in dem Zeitraum um durchschnittlich 8,3 bis 12,6 Prozent zulegen. Analysten sprachen von einem enttäuschenden Ausblick, Sturm zeigte sich aber optimistisch: "Wir bleiben sehr zuversichtlich für den mittel- und langfristigen Wachstumskurs von Fresenius". Im Gegensatz zu den vorherigen Mittelfristzielen sind in seiner Rechnung allerdings nun keine Effekte durch kleine und mittelgroße Zukäufe mehr enthalten. Übernahmen blieben aber "auch in Zukunft ein wesentlicher Treiber unseres Wachstums."

KONZERNERGEBNIS SOLL AB 2020 WIEDER ZULEGEN

Ab 2020 erwartet Sturm dann ein "nachhaltiges" organisches Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich. Das Konzernergebnis soll etwas stärker zulegen. Zu einer Beschleunigung des Ergebniswachstums soll auch das Erreichen der Gewinnzone im Biosimilars-Geschäft bei der auf Nachahmermedikamenten spezialisierten Sparte Kabi beitragen. Für Kabi zeigte sich Fresenius im kommenden Jahr noch am zuversichtlichsten: Das operative Ergebnis (Ebit) der Sparte soll 2019 währungsbereinigt im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Bei der Klinikkette Helios erwartet der Vorstand dagegen einen Rückgang im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Ihr macht vor allem das regulatorische Umfeld in Deutschland zu schaffen.

Der Dialyse-Spezialist FMC, der wie die Mutter Fresenius im Dax notiert ist, stellt sich für das kommende Jahr nur auf ein Konzernergebnis etwa auf dem Niveau von 2018 ein. Anleger trennten sich in Scharen von FMC-Aktien, nachdem das Unternehmen sie schon im Oktober mit einer Senkung der Jahresziele vergrault hatte. Die Papiere rutschen am Freitag um bis zu gut neun Prozent ab. Für 2018 rechnet FMC noch mit einem Ergebnisanstieg von elf bis zwölf Prozent.