BAD HOMBURG (awp international) - Ein abgelehntes Bürgerbegehren zur Dialyseversorgung im US-Bundesstaat Kalifornien sorgt bei Fresenius Mecial Care (FMC) für Erleichterung - und für einen Kurssprung der Aktie. Das Papier zog am Mittwochmorgen in der Spitze fast um 10 Prozent an.

Wäre der Antrag mit den Änderungen bei der Vergütung in den USA angenommen worden, hätte sich die Behandlung nach Einschätzung des Unternehmens für die Anbieter nicht mehr gerechnet. Die Erstattung wäre auf ein Niveau gefallen, "das deutlich unter den anfallenden Kosten liegt", erklärte FMC-Chef Rice Powell am Mittwoch in einer Mitteilung des Dialyseanbieters. Dank der Ablehnung könne FMC nun in Kalifornien weiterhin seine Patienten versorgen.

Die Wähler in Kalifornien hatten zu den Zwischenwahlen auch über die sogenannte Proposition 8 abgestimmt und diesen Entwurf mit fast 62 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Mit dem Volksbegehren sollten die Anbieter gezwungen werden, bestimmte kostenüberschreitende Einnahmen den Patienten direkt oder deren Versicherern zu erstatten. Die Anbieter wie etwa FMC und Konkurrent DaVita hatten sich massiv dagegen ausgesprochen. Ihrer Meinung nach hätte ein "Ja" zum Antrag zur Schliessung von Dialysekliniken führen können.

Für FMC kommt die Nachricht gerade recht: Das Unternehmen hatte erst kürzlich seine Umsatz- und Gewinnprognosen für das Gesamtjahr herunterschrauben müssen, weil es vor allem bei den Dienstleistungen rund um die Dialyse und in schwächelnden Schwellenländern nicht so gut läuft wie bisher.

Nach Einschätzung von David Adlington von JPMorgan hat aber selbst das Bürgerbegehren einen Anteil an der Gewinnwarnung. Die Dialyseanbieter in den USA hatten hohe Summen in ihre Informationskampagnen gegen Propositon 8 gesteckt. FMC selbst zahlte nach eigenen Angaben im dritten Quartal 23 Millionen Euro für entsprechende Aktivitäten zum Referendum.

Auch Branchenkenner wie Michael Jüngling von der US-Bank Morgan Stanley gehen davon aus, dass ein "Ja" zum Referendum für den Anbieter negative Folgen gehabt hätte. FMC hätte dies rund 6 Prozent des erwarteten Nettogewinns im kommenden Jahr gekostet, schrieb er. JPMorgan-Kollege Adlington sieht nun zudem das Risiko gebannt, dass ähnliche Änderungen auch in anderen US-Bundesstaaten Befürworter gefunden hätten.

Seiner Meinung nach können sich die Anleger nun wieder auf die Fundamentaldaten bei FMC konzentrieren. Denn die Aktie erscheine derzeit günstig bewertet. FMC-Aktien haben seit der Gewinnwarnung Mitte Oktober fast ein Fünftel an Wert eingebüsst./tav/elm/jha/