Der währungsbereinigte Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen sank im zweiten Quartal um sieben Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro, wie das Dax-Unternehmen am Dienstag mitteilte. Nach einem Anstieg der Erlöse schraubte Fresenius aber die Umsatzprognose für 2019 nach oben. Laut Fresenius-Chef Stephan Sturm stehen beim konzerneigenen Klinikbetreiber Helios die Zeichen auf Expansion durch Übernahmen. Fresenius-Aktien drehten nach einem frühen Höhenflug ins Minus, wo FMC-Papiere den Handelstag schon begonnen hatten.

Bei der Dialyse-Tochter machten sich Herausforderungen bei einem bestimmten Behandlungsprogramm in den USA bemerkbar: den 2015 gestarteten "End Stage Renal Disease Seamless Care Organizations" (Esco) rund um Dutzende Dialysezentren. Dabei geht es laut Fresenius darum, die Versorgung nierenkranker Patienten zu verbessern und zugleich Kosten zu sparen. Die beispielsweise durch kürzere Krankenhausaufenthalte erzielten Ersparnisse werden mit den Krankenkassen geteilt.

STURM: SIND FRUSTRIERT VON SITUATION BEI ESCO-PROGRAMM

Die FMC-Bilanz wurde nun zum einen dadurch belastet, dass die Zahl der Esco-Patienten reduziert wurde. Zum anderen gebe es unterschiedliche Auffassungen über die Höhe der in den vergangenen Jahren erzielten Einsparungen, erklärte das Unternehmen. FMC gehe deshalb vorsichtshalber von einer sinkenden Sparquote aus. Fresenius-Chef Sturm sagte, der Konzern sei "frustriert" von der Situation und müsse prüfen, ob es sich unter diesen Umständen weiter im bisherigen Umfang an dem Programm beteilige.

Auf der anderen Seite steigerte FMC in Nordamerika weiter die Zahl der Dialyse-Behandlungen bei Patienten zu Hause. Sturm betonte, diese Heimdialyse-Strategie werde zusätzlich durch die jüngste Initiative von US-Präsident Donald Trump unterstützt. Trump hatte angekündigt, einen verstärkten Einsatz von Heimdialyse anzustreben, um die Kosten für das Gesundheitssystem zu senken. Zum Ausbau des Geschäfts mit Blutwäsche in den eigenen vier Wänden hatte FMC erst kürzlich die US-Firma NxStage für rund zwei Milliarden Dollar übernommen.

Die durch den Zukauf erwarteten Umsatzbeiträge ebenso wie eine Ergebnisbelastung werden auch in der Fresenius-Prognose für 2019 berücksichtigt, in der jetzt mit einem währungsbereinigten Anstieg der Erlöse von vier bis sieben Prozent gerechnet wird. Zuvor wurden drei bis sechs Prozent erwartet. Im abgelaufenen Quartal konnte Fresenius den Umsatz um sechs Prozent auf 8,8 Milliarden Euro steigern. Aufwärts ging es vor allem in der auf Nachahmermedikamente spezialisierten Sparte Kabi, die besonders in Asien wuchs. Zudem meldete Fresenius stabilisierte Geschäfte des Krankenhausbetreibers Helios in Deutschland.

INTERESSE AN HELIOS-ZUKÄUFEN VOR ALLEM IN SPANIEN

Fresenius-Chef Sturm sagte, nach diesen Fortschritten sei er auch offener, die ursprüngliche Idee eines dritten europäischen Marktes im Jahr 2020 und danach wieder aufzunehmen. Helios ist in Europa bereits in Spanien vertreten, wo sich Sturm vorrangig offen für mehr Akquisitionen auf dem Krankenhausmarkt zeigte. Das Interesse gelte zudem "ausgewählt in Deutschland" und unter bestimmten Umständen auch in Lateinamerika. Dort war Helios zuletzt im kolumbianischen Markt gestartet.

Für die Analysten vom Bankhaus Lampe ist Helios nicht länger ein Anlass zu großer Sorge. DZ Bank-Analyst Sven Kürthen erklärte, Helios habe sich leicht über den Erwartungen entwickelt. Haupttreiber sei aber ein starkes Ergebnis bei Kabi gewesen. Neben Helios, Kabi und der gesondert gelisteten FMC gehört auch noch die Dienstleistungssparte Vamed zu Fresenius.

Fresenius-Papiere starteten nach der Prognoseerhöhung fester in den Handel, notierten später aber rund fünf Prozent im Minus. FMC wurde gleich ins Minus geschickt, die Verluste weiteten sich bis zum Nachmittag auf fast sieben Prozent aus.