(Neu: Aussagen aus der Pressekonferenz zur Konjunktur, Brexit)

MANNHEIM (dpa-AFX) - Der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub stellt sich für das laufende Jahr auf ein schwächeres Umsatzwachstum ein. Für das operative Ergebnis (Ebit) rechnet das Unternehmen nach jahrelangen Zuwächsen mit einem Rückgang. "Der wirtschaftliche Ausblick ist insbesondere aufgrund der Handelsbarrieren zwischen USA und China, aber auch wegen des bevorstehenden Brexits eingetrübt", schrieb Unternehmenschef Stefan Fuchs in einem Aktionärsbrief bei Vorlage der Bilanz am Mittwoch.

Trotz der konjunkturellen Unsicherheiten hält Fuchs weiter an seiner Wachstumsstrategie fest und will im laufenden Jahr noch mehr als im Vorjahr investieren. Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten nicht gut an - die Aktie sackte am Nachmittag um 6,44 Prozent ab.

Das neue Jahr habe so begonnen, wie das alte aufgehört habe, sagte Fuchs in Mannheim. "Wir haben ab September eine deutliche Abschwächung in China festgestellt." Eine Verlangsamung des chinesischen Marktes betreffe dann auch den europäischen und zum Teil den amerikanischen Markt aufgrund der internationalen Verknüpfungen.

Aber auch das Chaos um den geplanten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Gemeinschaft macht Fuchs Sorgen. "Die Hängepartie ist für die Wirtschaft bitter", sagte er. Alle hätten sich auf Ende März eingestellt, jetzt werde sich der Brexit wahrscheinlich auf Ende Juni verschieben. Auch das sei noch nicht sicher.

Das Großbritannien-Geschäft mache bei Fuchs Petrolub zwar deutlich unter fünf Prozent am Konzernumsatz aus, das Land sei dennoch ein wichtiger Markt für das Unternehmen. Die Mannheimer errichten dort gerade ein Rohmateriallager. Fuchs Petrolub produziere in dem Land vor Ort, aber Großbritannien sei wie Australien und Südafrika auch ein Nettoimporteur für alle wichtigen Spezialchemikalien.

Für 2019 peilt das im MDax notierte Unternehmen

beim Umsatz ein Plus von zwei bis vier Prozent an. Für das operative Ergebnis (Ebit) rechnet Fuchs Petrolub mit einem Rückgang von fünf bis acht Prozent. Bereinigt um den Verkauf einer Beteiligung in der Schweiz 2018 soll der Gewinn vor Zinsen und Steuern um zwei bis fünf Prozent unter dem Vorjahreswert von 371 Millionen Euro herauskommen.

Investitionen in neue und bestehende Werke, neue Mitarbeiter und verstärkte Ausgaben für Forschung und Entwicklung führen den Angaben zufolge zu höheren Kosten. So will Fuchs Petrolub im laufenden Jahr 180 Millionen Euro investieren, vor allem in China, den USA, Deutschland und Schweden. Fuchs Petrolub hatte vor drei Jahren seine Wachstumsstrategie gestartet. In dem Zeitraum 2016 bis 2021 will das Unternehmen insgesamt 700 Millionen Euro investieren.

Negativ überraschte der Schmierstoffhersteller die Experten vor allem mit dem in Aussicht gestellten freien Mittelzufluss - vor Akquisitionen soll er bei etwa 100 Millionen Euro liegen. Dieser Rückgang um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr - Folge unerwartet hoher Investitionen - enttäusche die Erwartungen deutlich, erklärte Analyst Heiko Feber vom Bankhaus Lampe.

Auch für das kommende Jahr erwartet das Unternehmen, dass die geplanten Ausgaben auf das operative Ergebnis drücken werden. Für Commerzbank-Analyst Michael Schäfer ist nun Geduld gefragt, bis die Wachstumsoffensive des Unternehmens Früchte trägt.

Trotz der hohen Investitionen in seine Werke werde das Unternehmen auch weiterhin nach Zukäufen Ausschau halten, sagte Firmenchef Fuchs. Erst jüngst stärkte die Gesellschaft das Geschäft in Australien mit dem Kauf der Nulon Products Australia Pty. Sollten sich im Laufe des Jahres keine weiteren Übernahmen ergeben, würde Fuchs eventuell auch einen Aktienrückkauf ins Auge fassen, so der Firmenchef.

Für das Unternehmen, das rund 5500 Mitarbeiter beschäftigt, ist vor allem die Autoindustrie wichtig. Mit ihr erzielt Fuchs Petrolub rund 30 Prozent des Konzernumsatzes. Der bevorstehende Umbruch vom Verbrennungsmotor hin zum Elektromotor führt auch bei Fuchs zu Veränderungen. Daneben hat das Unternehmen aber auch Kunden aus Bereichen wie etwa Maschinenbau, Metallverarbeitung, Bergbau, Luft- und Raumfahrt sowie Land- und Forstwirtschaft.

Fuchs Petrolub hatte bereits im Februar Eckdaten für 2018 vorgelegt und einen ersten Ausblick gegeben. 2018 kletterten die Erlöse im Jahresvergleich um vier Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Euro. Gebremst wurde das Wachstum aber etwas von einer abschwächenden Nachfrage aus der Autoindustrie in China sowie ungünstigen Wechselkursen, etwa wegen des starken Verfalls der türkischen Lira.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte dank des Verkaufs einer Beteiligung um drei Prozent auf 383 Millionen Euro zu. Bereinigt um diese Veräußerung ging das operative Ergebnis leicht auf 371 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 288 Millionen Euro. Das war ein Plus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Aktionäre sollen für 2018 eine Dividende von 0,95 Euro je Vorzugsaktie erhalten. Das ist ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr./mne/tav/jha/