Bern (awp) - Der Apotheken- und Gesundheitskonzern Galenica hat sich im vergangenen Jahr im Umfeld sinkender Medikamentenpreise gut verkauft. Trotz starkem Preisdruck wuchs die Gruppe und verbesserte die Profitabilität. Allerdings wird der Gegenwind am Schweizer Gesundheitsmarkt so rasch nicht nachlassen.

"Der Bund setzt die auf Medikamenten angekündigten Preissenkungen in einem deutlich schnelleren Tempo um, als ursprünglich geplant", erklärte Konzernchef Jean-Claude Clémençon am Dienstag vor Journalisten in Bern. Das Bundesamt für Gesundheit hatte nämlich im ersten von drei Jahren bereits 225 Millionen Franken der total geplanten 240 Millionen Einsparungen durchgesetzt.

Diese Preissenkungen beeinträchtigen die Umsatzentwicklung eines Medikamentenverkäufers wie Galenica direkt. Kommt hinzu, dass billigere Nachahmer-Medikamente beziehungsweise Generika in der Schweiz verstärkt zum Einsatz kommen.

Apothekennetz wächst

Den vom Bund verordneten Preissenkungen begegnet Galenica mit einer auf den Säulen Expansion, Innovation und Effizienz basierenden Strategie. "Wir arbeiten an Massnahmen, um den Einfluss der sinkenden Medikamentenpreise aufzufangen. Und diese Arbeit trägt Früchte", sagte Clémençon.

Wachstum strebt Galenica in erster Linie in den Apotheken und mit dem Verkauf von Markenprodukten wie Algifor oder AntiBrumm an (Segment Health & Beauty). Im vergangenen Jahr kamen netto acht neue Standorte dazu, darunter mit der Bahnhofsapotheke Zürich die grösste in der Schweiz. Diese erwirtschafte in etwa einen Jahresumsatz von 30 Millionen Franken, sagte Finanzchef Felix Burkhard.

Gemeinsam mit Partnerapotheken wie CoopVitality oder Amavita betreibt Galenica nun erstmals mehr als 500 Standorte, wovon 345 eigene sind. Und es sollen weitere dazukommen. "Unser Ziel ist nach wie vor, pro Jahr 5 bis 15 eigene Standorte neu in unser Netz aufzunehmen", fügte Clémençon an. Bis Mitte Jahr dürfte die Marke von 350 überschritten werden.

Gedämpftes Wachstum

Bei Health & Beauty zogen die Verkäufe 2018 um 3,1 Prozent an. Vom Preisdruck stärker betroffen sind die Services, wo Galenica ihre Logistik-Lösungen für Grosslieferanten wie Galexis oder Alloga bündelt und Apotheken, Arztpraxen, Drogerien, Pflegeheime und Spitäler beliefert. Da nahm der Umsatz um 0,4 Prozent zu.

Insgesamt steigerte die Gruppe den Umsatz somit nicht mehr so stark wie noch im Jahr davor: Er wuchs um 0,8 Prozent auf 3,17 Milliarden Franken nachdem er 2017 noch beinahe um 7 Prozent zugelegt hatte.

Die Ergebnisse haben dem Duck auf die Medikamentenpreise einigermassen gut standgehalten, etwa dank Einsparungen durch die Einführung einer einheitlichen Informatik-Lösung für das Retail-Geschäft, wie der Finanzchef ausführte. Um Sondereffekte bereinigt rückte der Betriebsgewinn um 3,9 Prozent auf 154,1 Millionen Franken vor und übertraf damit die von Analysten erwarteten 150 Millionen.

Unter dem Strich kletterte der Reingewinn um einen Viertel auf 147,7 Millionen Franken in die Höhe. Ohne die Auflösung einer nicht mehr benötigten Rückstellung lag der Gewinn mit 124,7 Millionen nur leicht über Vorjahr.

Im Ausblick auf das laufende Jahr rechnet Galenica trotz weiterer Preissenkungen mit einem Nettoumsatz mindestens auf dem Niveau von 2018. Beim Betriebsgewinn geht die Gruppe von einer weiteren Steigerung des operativen Ergebnisses aus.

Dividende erhöht

Den Aktionären schlägt der Verwaltungsrat wie von Analysten erwartet die Zahlung einer Dividende von 1,70 Franken je Titel vor. Das sind fünf Rappen mehr als im Vorjahr. Auch im kommenden Jahr will man mindestens soviel bezahlen.

Anlässlich der Generalversammlung vom 2. Mai wird - wie bereits im Januar angekündigt - Präsident Jörg Kneubühler zurücktreten. Er arbeitete 17 Jahre für Galenica und werde sich künftig neuen Projekten zuwenden, hiess es. Als neue Präsidentin soll Daniela Bosshardt-Hengartner ins Gremium gewählt werden.

An der Börse wurden die besser als erwartet ausgefallenen Ergebnisse sowie die Aussagen zum Ausblick gut aufgenommen. Die Aktie legte bis am Dienstag-Nachmittag um über 6,5 Prozent zu und erholte sich somit leicht vom Kursrückgang im zweiten Halbjahr 2018.

mk/tt