MOSKAU/KIEW (dpa-AFX) - Der russische Gasmonopolist Gazprom hat förmlich die Auflösung aller Verträge mit dem ukrainischen Staatsunternehmen Naftogaz eingeleitet. Das sagte Vorstandschef Alexej Miller nach Mitteilung des Konzerns vom Montag in Moskau. Miller sprach von einer "empfindlichen Störung" des Geschäftsverhältnisses.

Naftogaz bestätigte den Eingang der Nachricht. "Unsere Position ist, dass wir bislang keine Grundlage für die Auflösung des Transitvertrages sehen", zitierte Interfax einen der Direktoren des Konzerns, Juri Witrenko.

Gazprom und Naftogaz haben in den bis Ende 2019 laufenden Verträgen sowohl russische Gaslieferungen an die Ukraine wie den Gastransit Richtung Europäische Union festgelegt. Streitfälle regelt ein Schiedsgericht in Stockholm. Witrenko verwies darauf, dass für den Gang vor das Gericht Fristen von 30 und 45 Tagen gelten. Dann verhandle das Gericht lange; deshalb es sei wahrscheinlich, dass die Verträge mit oder ohne Kündigung bis zum Ende der Laufzeit gelten.

Naftogaz bezieht seit November 2015 kein Gas mehr direkt aus dem Nachbarland. Eine Wiederaufnahme des Direktimports scheiterte vergangene Woche an der Weigerung Moskaus. Kiew rief erst Bevölkerung und Wirtschaft zum Energiesparen auf. Dann vereinbarte die Führung aber höhere Reimporte aus der EU und nahm die Sparmaßnahmen zurück.

Die Bundesregierung ist besorgt, dass der Streit Auswirkungen auf den Gastransit haben könnte. Nach mehreren Schiedsurteilen aus Stockholm bleibt unter dem Strich, dass Gazprom umgerechnet mehr als zwei Milliarden Euro an Naftogaz zahlen muss./ast/fko/DP/das