FRANKFURT/ZÜRICH (dpa-AFX) - Ernüchtert und frustriert haben sich die Analysten der Deutschen Bank und der schweizerischen Credit Suisse (CS) am Freitag über den Maschinenbauer Gea geäußert. Dieser hatte den Markt am Vortag nicht nur ein weiteres Mal mit schwachen Quartalszahlen geschockt. Vielmehr setzte das MDax-Unternehmen auch noch ein dickes Fragezeichen hinter seine Jahresziele. Das lässt Analysten und Investoren befürchten, es könnte womöglich nicht lange dauern, bis Gea wieder - wie in den Jahren zuvor - bei seinen Prognosen zurückrudert.

Sowohl die Deutsche-Bank-Expertin Felicitas von Bismarck als auch Max Yates von der Schweizer Investmentbank reagierten auf diese negativen Nachrichten prompt und kappten ihre Kursziele: Von Bismarck verringerte es von 41 auf 38 Euro, Yates gar von 44 auf 35 Euro. Beide jedoch blieben mit "Buy" und "Outperform" bei ihren grundsätzlichen positiven Einschätzungen der Gea-Aktie.

"Wenn es um kurzfristige Entwicklungen bei Gea geht, sind wir allerdings inzwischen weit weniger enthusiastisch", schrieb von Bismarck. Wiederholt negative operative Überraschungen und die schlechte Berechenbarkeit der künftigen Geschäftsentwicklung nannte sie "hochgradig frustrierend". Sie hält nur wegen des neuerlichen Kurssturzes der Aktie an ihrer "Buy"-Einstufung fest. Denn der Aktienkurs sei wieder tief genug gefallen und das Chance/Risiko-Verhältnis daher positiv, schrieb sie.

Am Donnerstag war der Gea-Kurs nach der Zahlenvorlage um etwa 10 Prozent eingebrochen. Mit einem Kursverlust von fast 20 Prozent seit Jahresbeginn konkurriert die Aktie nun mit Osram um den letzten Platz im MDax. Seit ihrem im September 2016 erreichten Rekordhoch von 50,13 Euro hat die Gea-Aktie inzwischen sogar etwas mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt.

Die Gewinnwarnung von Gea im ersten Quartal sei enttäuschend, kommentierte Max Yates. Sie erinnere daran, warum der Konzern den laufenden Umbau schnell vorantreiben müsse, um sein Geschäft zu stabilisieren.

Seines Erachtens ist der wichtigste Kurstreiber für den Konzern, dass ein neuer Vorstandschef kommen soll. Auch die Ausrichtung auf die Milchindustrie sei ein Kernelement, denn ein Drittel aller Aufträge für Gea komme aus diesem Bereich. Die Bedingungen im Molkerei-Geschäft dürften sich außerdem wieder verbessern, nachdem die Milchpreise 2016 einen Boden gefunden hätten.

Das "Outperform"-Urteil von Yates basiert in erster Linie auf der Erwartung künftiger Gewinnausschüttungen an die Aktionäre. Denn die Bilanz von Gea sei stark und ein neuer Chef könne im Zuge einer Strategieüberprüfung verstärkt Unternehmensteile verkaufen, die sich unterdurchschnittlich entwickeln, schrieb der Credit-Suisse-Analyst.

Auch von Bismarck glaubt weiter daran, "dass Gea, verborgen unter all dem Schlamassel, über starke Vermögenswerte verfügt". Diese, so schrieb auch sie, sollten wieder sichtbarer werden, sobald Gea mit der Portfoliobereinigung weiterkommt. Daher will sie sowohl die für den 19. April anberaumte Hauptversammlung als auch die Vorlage der endgültigen Quartalszahlen am 4. Mai ganz genau verfolgen./ck/ag/stw