Jona (awp) - Der Sanitärtechnikkonzern Geberit hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2018 sowohl den Umsatz als auch den Gewinn klar gesteigert. Die Wachstumsdynamik hat allerdings im dritten Quartal deutlich nachgelassen und entsprechend wurden auch die Prognosen vom vergangenen August für das Gesamtjahr 2018 nach unten angepasst.

Geberit spürt offenbar eine nachlassende Baukonjunktur in Europa. Der Umsatz wuchs zwar um 7,7 Prozent auf 2,37 Milliarden Franken, dies aber vor allem dank des starken ersten Semesters. Denn in diesem Anstieg sind positive Währungseffekte in der Höhe von 101 Millionen enthalten, bereinigt um diese ergab sich noch ein organisches Plus von 3,1 Prozent, wie Geberit am Dienstag mitteilte. Nach sechs Monaten lag dieser Wert noch bei 4,3 Prozent.

Wachstumsdynamik lässt nach

Das Tempo der Umsatzentwicklung hat sich also im dritten Quartal mit einem währungsbereinigten, organischen Plus von 0,7 Prozent sequentiell deutlich verlangsamt. Nachdem im ersten Quartal ein Wachstum von 4,7 resultiert hatte, kam dieses im zweiten Quartal auf +3,9 Prozent bereits etwas zurück. Geberit begründet die Verlangsamung mit einer geringeren Wachstumsdynamik in der Bauindustrie in einzelnen Märkten und mit einer generell gestiegenen Volatilität.

In der mit einem Umsatzanteil von gegen 90 Prozent wichtigsten Region Europa legten die Verkäufe nach neun Monaten insgesamt um 2,7 Prozent zu, im ersten Semester resultierte noch ein Plus von 3,7 Prozent. Im grössten Einzelmarkt Deutschland blieb die Wachstumsrate nach neun Monaten im Vergleich zum Halbjahr stabil. Hier kämpft das Unternehmen nach wie vor mit der begrenzten Kapazität an fachlich qualifizierten Sanitärinstallateuren.

Mit einem gebremsten Wachstum sieht sich Geberit in der Schweiz, in Zentral-/Osteuropa oder in Italien konfrontiert. Weiterhin rückläufig ist die Entwicklung im vom Brexit verunsicherten Grossbritannien und den nordischen Ländern, wobei sich die Lage in Grossbritannien zuletzt stabilisiert hat.

Personal- und Rohstoffkosten fallen negativ ins Gewicht

Auch mit den Gewinnziffern legte Geberit zu. Allerdings ging die Profitabilität leicht zurück, belastet insbesondere von den höheren Rohmaterialpreisen und den tariflich gestiegenen Personalkosten. Diese Entwicklung hatte Geberit allerdings bereits im August antizipiert.

Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA legte um 7,0 Prozent auf 699 Millionen Franken zu, wogegen sich die entsprechende Marge um 20 Basispunkte auf 29,5 Prozent verringerte. Stützend wirkten sich hier die höheren Umsätze, Preiserhöhungen, Effizienzverbesserungen sowie die Schliessung der Werke in Frankreich aus. Der Reingewinn erhöhte sich um gut 18 Prozent auf 493 Millionen Franken. Hier fielen noch einmal Einmalkosten als Folge der Sanitec-Akquisition in der Höhe von 22 Millionen an. Insgesamt hat Geberit mit den vorgelegten Zahlen die Erwartungen der Analysten verpasst.

Ausblick wird defensiver

Der bisherige Ausblick auf das Gesamtjahr 2018 wurde zudem nach unten revidiert. Demnach wird mit einem währungsbereinigten, organischen Wachstum des Umsatzes von rund 3 Prozent gerechnet sowie mit einer adjustierten EBITDA-Marge im Bereich von 28 Prozent. Im August war das Unternehmen noch einen Tick optimistischer.

Geberit nannte den Ausblick nach neun Monaten im Vergleich zum vergangenen August zwar "etwas verhaltener, gesamthaft aber nach wie vor positiv". Die Entwicklung in den einzelnen Regionen und Sektoren verlaufe unterschiedlich. In Europa sei die generelle Marktverfassung weiterhin positiv zu beurteilen, wobei in Deutschland das Wachstumspotenzial trotz einer gesunden Nachfrage aufgrund der limitierten Installationskapazitäten eingeschränkt bleiben dürfte.

Von einem "positiven Marktumfeld mit einer abgeschwächten Wachstumsdynamik" spricht das Unternehmen mit Blick auf Österreich, Frankreich und Benelux und für die Schweiz wird eine stabile Entwicklung auf hohem Niveau erwartet. Etwas zurückhaltender werden die Aussichten für Skandinavien, Osteuropa, Italien und Grossbritannien beurteilt.

cf/rw