FRANKFURT (dpa-AFX) - An den Finanzmärkten haben die Sorgen vor den Folgen jüngster Krisen die Nachfrage nach vermeintlich sicheren Anlagen wie Gold spürbar verstärkt. Gebannt verfolgen Anleger einen wachsenden Protektionismus der US-Regierung und die weitere Entwicklung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Gleichzeitig wird in Großbritannien heftig über ein Abkommen für einen geregelten Austritt des Landes aus der Europäischen Union gerungen, während der 29. März und damit der Termin für den Brexit immer näher rückt. Vor diesem Hintergrund gehen viele Anleger auf Nummer sicher und haben sich verstärkt mit Gold eingedeckt. Steht das Gold also 2019 vor einem glänzenden Comeback?

SO HAT SICH DER GOLDPREIS ENTWICKELT:

Das Jahr 2018 war kein gutes Jahr für alle, die bei der Geldanlage auf Gold gesetzt haben. Mitte August war der Goldpreis bis auf 1160 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang 2017. Aber seit Mitte November zeigte sich wieder ein völlig anderes Bild. Seitdem kannte der Goldpreis nur eine Richtung: nach oben.

Eine Eskalationsspirale im Handelsstreit zwischen den USA und China, in der sich die beiden größten Volkswirtschaften mit immer neuen Strafzöllen überzogen hatten, trieb die Anleger verstärkt in sichere Anlagehäfen. Vor allem die Kursturbulenzen an den US-Börsen über die Weihnachtsfeiertage zeigten Wirkung. Der Goldpreis stieg zu Beginn des neuen Jahres zeitweise bis auf 1298,60 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit sechs Monaten.

Zuletzt hat der Anstieg des Goldpreises allerdings etwas an Schwung verloren. Als Ursache gelten Hinweise auf eine Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Unterhändler beider Länder scheinen bei ihren Handelsgesprächen vorangekommen zu sein. Einen Durchbruch hat es bisher aber nicht gegeben und der Goldpreis verharrte am Donnerstag knapp unter der Marke von 1300 Dollar.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

"Die relativ starken Einbrüche an den Aktienmärkten in den letzten Monaten haben wieder zu stärkerer Nachfrage nach dem sicheren Hafen Gold geführt", beschrieb Rohstoffexperte Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg die Marktentwicklung. Er verwies auf die Entwicklung von Gold-ETFs, also Wertpapieren, bei denen Gold physisch hinterlegt wird. Hier seien die Bestände im Zeitraum von Anfang Oktober bis zum Jahresende 2018 um mehr als 120 Tonnen gestiegen.

Außerdem verwies Schallenberger auf die Zinsentwicklung in den USA, die den Goldpreis stützen dürfte. Zuletzt hatte die US-Notenbank Fed deutliche Signale gesendet, dass die Leitzinsen im laufenden Jahr langsamer steigen werden. Eine Folge der sinkenden Zinserwartungen ist ein kräftiger Rückgang der Renditen amerikanischer Staatsanleihen. Hier gilt die Faustregel: Je geringer der Zinssatz für festverzinsliche Papiere, desto höher ist der Anreiz zum Kauf von Gold.

Auch Goldhändler berichten von einem starken Anstieg der Nachfrage nach dem Edelmetall. "Seit Ende des letzten Jahres hat sich bei der Degussa die tägliche Nachfrage auf bis zu 200 Kilogramm Gold am Tag verdoppelt", sagte der Sprecher der Geschäftsführung von Degussa Goldhandel, Wolfgang Wrzesniok-Roßbach. Der Nachfrageschub sei nicht nur von Kleinsparern ausgegangen, sondern "in überraschend großem Umfang" auch von Vermögensverwaltern oder von Privatbanken. Neben Goldmünzen wie dem Krügerrand und 100, sowie 250 Gramm-Barren habe es außerdem eine vergleichsweise starke Nachfrage nach den großen 1 Kilogramm-Barren gegeben, sagte Wrzesniok-Roßbach.

Auf der Angebotsseite werden dagegen kaum Impulse für den Goldpreis erwartet. Hier rechnen Experten in diesem Jahr gemeinhin nicht mit größeren Veränderungen. Die Produktion der Goldminen dürfte demnach bei rund 3200 Tonnen stagnieren.

Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank sieht noch eine weitere Stütze für den Goldpreis. Seiner Einschätzung nach könnten massive Goldkäufe durch die chinesische Notenbank den Wert des Edelmetalls weiter nach oben treiben. Nach Angaben der Zentralbank in Peking wurden die Goldreserven des Landes im Dezember um 320 000 Unzen aufgestockt, was in etwa zehn Tonnen entspricht. Damit hat Chinas Zentralbank erstmals seit Oktober 2016 die Goldreserven wieder erhöht.

"Der Zukauf könnte der Auftakt einer neuen Serie von Goldkäufen der chinesischen Zentralbank sein, da sie in der Vergangenheit für gewöhnlich mehrere Monaten hintereinander Gold gekauft hat", sagte Weinberg. Generell sei zu beobachten, dass das Interesse der Zentralbanken an dem Edelmetall in den vergangenen Monaten spürbar gestiegen sei. "Die Zentralbanken sind damit wieder eine wesentliche Stütze der Goldnachfrage und damit auch des Goldpreises"./jkr/elm/jha/

--- Von Jürgen Krämer, dpa-AFX ---