HAMBURG (awp international) - Zukunftsmusik im Hamburger Hafen: See-Container werden an der Kaikante in eine Transportkapsel gesteckt und diese - wie einst bei der Rohrpost - mit nahezu Schallgeschwindigkeit durch eine Röhre zu einer Übergabestation geschossen. Von hier könnten sie über weitere Verteilerröhren in Minutenschnelle ins Hinterland abrauschen.

Doch so weit sind der Hamburger Hafenkonzern HHLA und das US-Startup Hyperloop Transportation Technology (HTT, Los Angeles) noch nicht. Am Mittwoch kündigten beide nach der Vertragsunterzeichnung für ein gleichberechtigtes Joint Venture namens Hyper Port Cargo Solutions an, was sie gemeinsam vorhaben. Das Gemeinschaftsunternehmen ist mit sieben Millionen Euro ausgestattet.

Zunächst seien die Entwicklung der Transportkapsel, einer 100 Meter langen Röhren-Teststrecke sowie der Aufbau einer Übergabestation vorgesehen, berichteten die Vorstandschefs, Angela Titzrath (HHLA) und Dirk Ahlborn. Das Containerterminal Altenwerder soll voraussichtlich Testgelände werden. Ziel sei, 2021 an den Start zu gehen. "Unser Fokus liegt auf der technologischen Machbarkeit", sagte Titzrath. Denn hiermit will die Stadt beim internationalen Mobilitäts- und Logistik-Kongress ITS 2021 werben, den sie erstmals ausrichtet. Mit dem TÜV Süd arbeite HTT am technischen Regelwerk, berichtete Ahlborn.

Ursprünglich war es die Idee des Automobil- und Raumfahrtpioniers Elon Musk (Tesla /SpaceX), Menschen mit nahezu Schallgeschwindigkeit in einer Kapsel zwischen zwei Metropolen zu transportieren. HTT-Manager Ahlborn hofft, dass im nächsten Jahr erstmals Menschen von A nach B gebracht werden. HTT hat hierfür in Toulouse eine Teststrecke, in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird eine Strecke für den Personentransport zwischen Dubai und Abu Dhabi gebaut. "Wenn ich Personen befördern kann, dann schaffe ich auch Güter", sagte Ahlborn.

Beim Hyperloop-System rauschen Transportkapseln zwischen zwei Stationen hin und her, bei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 1200 Kilometern in der Stunde (Schallgrenze). Die Röhren werden mit Vakuumpumpen nahezu luftleer gemacht, wie der HTT-Manager berichtete. Durch den Unterdruck gebe es beim Transport kaum Luftwiderstand und Reibung. Die Kapseln schwebten über permanente Magneten - ähnlich wie einst der Transrapid im Emsland. "Der Transrapid ist nicht an der Technik gescheitert, sondern am politischen Willen", sagte Titzrath. Sie hofft, dass ihr Projekt nicht weiter zerredet wird. Sie will die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens stärken.

"Als Tor zur Zukunft wollen wir mit innovativen Ansätzen einen Beitrag zur Entlastung der Verkehrsinfrastruktur im und um den Hamburger Hafen leisten", kündigte Titzrath an. Bis zu 4100 Container könnte das System pro Tag zusätzlich umschlagen, erwartet sie. Tausende Lkw-Fahrten in den Hafen und deren Abgase würden eingespart. Der HTT-Manager erwartet durch den Hyperloop einen kostengünstigeren Betrieb des Containertransports als bisher.

"Wir hätten einen Wettbewerbsvorteil, wenn wir das Hinterland noch besser anbinden könnten", sagte Titzrath. Als Richtwert für einen Kilometer Röhre gibt HTT durchschnittlich 20 Millionen Euro an. Für einen zügigen Weiterbau müssten allerdings dicke Bretter aufgebohrt werden, Stichwort "Planungsrecht", wie die HHLA-Chefin weiss./akp/DP/stw