(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs, Analystenkommentare)

HEIDELBERG (dpa-AFX) - Der Baustoffkonzern HeidelbergCement hat im dritten Quartal vom Bauboom in Deutschland und weltweiten Infrastrukturprogrammen profitiert. Allerdings drückten deutlich höhere Energiekosten und widrige Wetterverhältnisse vor allem in den USA aufs Ergebnis. Deshalb hatten die Heidelberger bereits Mitte Oktober ihr Jahresziel für den operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda) gekappt. "In Anbetracht der schwächer als erwartet ausgefallenen operativen Ergebnisentwicklung ergreifen wir einschneidende Maßnahmen, um Gewinne und Cashflow zu stärken", kündigte Unternehmenschef Bernd Scheifele nun am Donnerstag in Heidelberg an.

An der Börse kam dies gut an. Die Aktien von HeidelbergCement erklommen nach der Zahlenvorlage mit Kursgewinnen von bis zu fast acht Prozent die Spitze im Dax, zuletzt kosteten sie 1,6 Prozent mehr als am Vortag. Das dritte Jahresviertel sei schwächer als erwartet verlaufen, aber die vom Management eingeleiteten Maßnahmen sollten beruhigen, schrieb Analyst Rajesh Patki von der US-Bank JPMorgan. Auch Analyst Patrick Creuset von der US-Investmentbank Goldman Sachs hob die Sparpläne und einen möglichen Aktienrückkauf positiv hervor.

Scheifele will in den kommenden beiden Jahren Kosten in Höhe von insgesamt 100 Millionen Euro im Vertrieb und in der Verwaltung einsparen. Reduziert werden soll etwa die Zahl der Projekte und Meetings, welche oft mit Reise- und Hotelkosten verbunden seien, erläuterte der Manager während einer Telefonkonferenz. Einsparmöglichkeiten sieht er auch bei der Zusammenlegung von Konzernebenen. Mehr Details soll es diesbezüglich zur Vorlage der Jahresbilanz im kommenden März geben.

Zudem will das Management 2019 und 2020 weniger Geld in den Aus- und Neubau von Werken sowie Zukäufen stecken. Nach 1,1 Milliarden Euro 2018 sollen in den beiden kommenden Jahren nur noch jeweils 350 Millionen Euro für Investitionen in die Hand genommen werden. "Wenn wir ein bisschen den Fuß vom Gas nehmen, schadet das nicht", fügte der HeidelbergCement-Chef hinzu.

Die Heidelberger erwägen auch den Verkauf weiterer Geschäftsteile. "Es gibt Länder, die wichtig sind, andere, die nicht so wichtig sind", sagte Scheifele. Prüfen will er unter anderem Geschäfte in Zentralasien. Der Konzern trennt sich schon seit längerem von Randbereichen und hat erst kürzlich sein Weißzementgeschäft in Ägypten abgestoßen.

Auch spielt Scheifele mit dem Gedanken, Anteile an börsennotierten Mehrheitsbeteiligungen zu verkaufen. " Die Frage stellt sich hier, ob man so hoch beteiligt sein muss", sagte er. Zudem erwägt das Unternehmen, Mitte 2019 eigene Aktien zurückzukaufen.

Mit den Maßnahmen hofft Scheifele, auch den Aktienkurs wieder in die Höhe zu treiben. Denn die Aktionäre von HeidelbergCement haben schon seit längerem nicht viel Freude an ihren Papieren. Seit Jahresanfang büßten die Anteilsscheine ein Drittel ihres Wertes ein und sind damit schwächster Wert im europäischen Subindex für Baukonzerne, dem Stoxx 600 Construction. Vom Jahrestief Mitte Oktober bei 54,88 Euro hat sich der Kurs inzwischen aber wieder etwas erholt.

Von Juli bis September erzielte HeidelbergCement einen Umsatz von 4,9 Milliarden Euro und damit sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bereinigt um Währungseffekte wären die Erlöse sogar um zehn Prozent gestiegen. Dazu trugen alle Regionen bei. Unter dem Strich blieb ein für die Aktionäre anrechenbarer Gewinn von 539 Millionen Euro, zwölf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dazu trugen unter anderem geringere Finanzierungskosten und niedrigere Steuern bei.

Im Tagesgeschäft lief es für den Baustoffkonzern hingegen nicht so rund. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um zwei Prozent auf 1,04 Milliarden Euro zurück. Hier belasteten vor allem höhere Energiekosten und der starke Regen in den USA. "Im Bereich Energie haben wir in diesem Jahr Gegenwind von allen Seiten", sagte Scheifele. So seien etwa in Europa die Preise für Strom und in Asien für Kohle deutlich angestiegen.

Für das laufende Jahr erwartet HeidelbergCement seit der Gewinnwarnung vor wenigen Wochen, dass das operative Ergebnis (Ebitda) im Vergleich zum Vorjahr um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentsatz zurückgeht. "Es war für mich die erste Gewinnwarnung und eine persönliche Enttäuschung", sagte der seit 2005 amtierende Vorstandschef. Die Märkte seien gut, aber es reiche nicht aus, um den schwächeren Jahresstart auszugleichen. Zudem fielen 100 Millionen Euro mehr an Energiekosten an, als ursprünglich geplant.

Der Jahresüberschuss soll aber zweistellig steigen, sagte Scheifele. Und die Aktionäre könnten sich auf die neunte Dividendenerhöhung in Folge hoffen. Beim Umsatz peilt der Vorstand einen moderaten Anstieg an. Damit geht das Management von einem Plus von drei bis neun Prozent aus. Dabei rechnet der Konkurrent von LafargeHolcim aus der Schweiz und Cemex aus Mexiko etwa Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte heraus./mne/tav/mis