(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs und Analysten)

HEIDELBERG (dpa-AFX) - Der Bauboom in Europa und vor allem in Deutschland hat beim Baustoffkonzern HeidelbergCement im ersten Halbjahr Umsatz und das operative Ergebnis nach oben getrieben. Allerdings drückten Aufwendungen für den Verkauf von Geschäftsbereichen auf den Nettogewinn.

"Generell hat sich im zweiten Quartal die Marktdynamik gegenüber dem ersten Quartal zwar leicht abgeschwächt", sagte Unternehmenschef Bernd Scheifele bei Vorlage der Halbjahreszahlen am Dienstag in Heidelberg. Dennoch habe das Unternehmen dank seiner globalen Aufstellung das Ergebnis auch im zweiten Quartal verbessert. Gute Gewinnspannen in Asien vor allem in China sowie in West- und Südeuropa hätten das wetterbedingt schwächere Geschäft in Nordamerika und im Konzerngebiet "Afrika-Östlicher Mittelmeerraum" mehr als ausgeglichen.

In den ersten sechs Monaten stieg der Umsatz des Dax-Konzerns vor allem dank besserer Geschäfte in Europa im Jahresvergleich um neun Prozent auf 9,2 Milliarden Euro. Bereinigt um Konsolidierungs- und Währungseffekte lag das Plus bei sieben Prozent. Analysten waren allerdings von einem etwas stärkeren Anstieg ausgegangen. Die Aktie von HeidelbergCement verlor am frühen Nachmittag rund 3,2 Prozent und zählte zu den größeren Verlierern im Leitindex Dax. Allerdings hat der Kurs seit Jahresanfang um rund ein Viertel zugelegt.

Der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) legte im ersten Halbjahr um gut ein Fünftel auf 1,45 Milliarden Euro zu. Das war etwas mehr, als Analysten erwartet hatten. Dabei profitierte HeidelbergCement neben Preiserhöhungen und Sparprogramm vor allem von der erstmaligen Anwendung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 16. Bereinigt um diesen Effekt sowie Konsolidierungs- und Währungseffekte wäre der operative Gewinn um 6 Prozent gestiegen.

Neben dem Europa-Geschäft lief es für HeidelbergCement vor allem in China gut. "China ist mit Abstand der rentabelste Markt", sagte Scheifele. Die chinesische Regierung gebe im Kampf um Überkapazitäten die Absatzmengen für jedes Zementwerk und die Preise vor. Ohne diese Maßnahmen könnte es in dem Land zu einem Preisverfall von bis zu 60 Prozent kommen.

Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre entfallender Gewinn von 212 Millionen Euro, ein Rückgang von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ohne die Aufwendungen aus dem Verkauf des Ukraine-Geschäfts wäre der Gewinn um 38 Prozent gestiegen.

Insgesamt sei das Zahlenwerk des Baustoffkonzerns etwas schlechter ausgefallen als am Markt erwartet, schrieb Analyst Patrick Creuset von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die im Vergleich zum ersten Jahresviertel verlangsamte Geschäftsentwicklung habe aber vor allem am Wetter gelegen und sei erwartet worden. Analyst Nabil Ahmed von der britischen Bank Barclays merkte an, dass die Abschwächung des operativen Ergebnisses (operatives Ebitda) im zweiten Quartal merklich gewesen sei. Gleichwohl sorgten der bestätigte Ausblick und die gute Entwicklung der freien Mittel für Entlastung.

Für das laufende Jahr bestätigte Unternehmenschef Scheifele die Jahresziele: "Wir blicken zuversichtlich in die zweite Jahreshälfte." Im Gegensatz zu anderen Branchen gehöre der Bau zu den Spätzyklikern. Angefangene Projekte würden in der Regel zu Ende gebracht. Zudem will sich der Konkurrent von LafargeHolcim aus der Schweiz und der mexikanischen Cemex weiter darauf konzentrieren, das Portfolio beschleunigt zu optimieren und die Margen sowie den Barmittelzufluss zu steigern.

Für 2019 peilt HeidelbergCement weiter einen moderaten Anstieg bei Umsatz und operativem Ergebnis (Ebitda) vor Währungs- und Konsolidierungseffekten an. Damit gehen die Heidelberger von einem Anstieg von drei bis neun Prozent aus. Der um Sondereffekte bereinigte Jahresüberschuss soll in der gleichen Spanne zulegen.

Profitieren will HeidelbergCement im laufenden Jahr von einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung in den Industriestaaten, vor allem in den USA, Kanada, Australien, Deutschland und Frankreich. Zudem dürften sich nach Einschätzung des Vorstands einige Wachstumsländer weiter wirtschaftlich erholen.

Deshalb rechnet Scheifele, der sein Amt 2020 an seinen Nachfolger Dominik von Achten übergeben wird, im laufenden Jahr mit steigenden Absatzzahlen für Zement, Zuschlagsstoffe und Transportbeton. Zudem will er weitere Preiserhöhungen durchsetzen, um die im vergangenen Jahr verlorenen Margen wieder aufzuholen. Den Sparkurs will er fortsetzen und weitere Geschäftsbereiche verkaufen./mne/stw/jha/