HAMBURG (dpa-AFX) - Die Aktie des Autozulieferers Hella war einer der Spitzenwerte der Branche. Von Mitte 2016 bis Anfang 2018 verdoppelte sich der Kurs nahezu. Doch nun scheint Sand in das Getriebe der Wachstumsmaschine zu geraten. Die Privatbank Berenberg rechnet laut einer am Mittwoch vorliegenden Studie mit geringerer Dynamik bei der Geschäftsentwicklung und hat die Einstufung daher von "Buy" auf "Hold" gesenkt. Das Kursziel liegt nun bei 45 nach 55 Euro. Das Papier notierte am Mittwoch nach der Berenberg-Abstufung knapp 5 Prozent im Minus bei gut 42 Euro.

Ihre Skepsis begründet Analystin Viktoria Oushatova mit eingetrübten Aussichten. Habe Hella bislang von einem überdurchschnittlichen Wachstum profitiert, sehe es künftig nicht mehr ganz so rosig aus. Mit sechs Prozent erwartet die Analystin in den kommenden drei Jahren nur etwas mehr als ein halb so hohes Wachstum wie in den vergangen vier Quartalen, als der Zulieferer noch auf rund zehn Prozent kam.

Damit gerät die üppige Bewertung der Aktie ins Wanken. Derzeit liege Hella noch 25 Prozent über dem Durchschnitt der Zulieferer und gar 60 Prozent über dem Stoxx-600-Branchenindex, der auch die Hersteller umfasst, betont Oushatova. Das aber sei in einem Umfeld mit geringerem Wachstum nicht mehr gerechtfertigt.

Dazu komme, dass das starke Wachstum bislang die Kosten überdeckt habe. Dieser Trend dürfte sich nun aber umdrehen und Probleme sichtbar machen, warnt die Analystin. Das Unternehmen habe auf der Kostenseite bislang keine große Disziplin an den Tag gelegt und das starke Wachstum nicht in entsprechende Profitabilitätsfortschritte umgemünzt. So habe die Marge auf den bereinigten operativen Gewinn (Ebit) in den vergangenen fünf Jahren stabil bei rund acht Prozent gelegen.

Das könnte sich nun rächen, denn in den verbleibenden Monaten dieses Jahres könnte der Druck durch steigende Rohstoff- und Lohnkosten zunehmen. Zusammen mit Continental und ElringKlinger sei Hella am stärksten den gestiegenen Arbeitskosten ausgesetzt. Damit stelle sich die Frage, wie das Unternehmen die Margen bei gleichzeitig schwächerem Wachstum halten wolle.

Mit dem neuen Kursziel gesteht Oushatova Hella immer noch eine Prämie von 20 Prozent zum Sektor zu. Der Aufschlag sei gerechtfertigt, weil der Zulieferer zu den Profiteuren der technologischen Umwälzungen in der Branche gehöre. Aber auch mit der Prämie ergebe sich lediglich das Kursziel von 45 Euro, das kaum Potenzial zum aktuellen Kurs verspricht./mf/men

Mit der Empfehlung "Hold" sieht Berenberg ein begrenztes Aufwärts- oder Abwärtspotenzial ohne einen unmittelbaren Kurstreiber für die Aktie.

Analysierendes Institut Berenberg.

Datum der Analyse: 09.10.2018