Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten senkte der Münchner Konzern am Donnerstag seine Prognose, er erwartet nun deutlich weniger Gewinn als im Vorjahr und weit weniger Wachstumstempo. Vorstandschef Olaf Berlien sagte, für schlechtere Geschäfte sorge vor allem die Umstellung auf den neuen Abgasmesszyklus WLTP. Die Einführung bereitet vielen Pkw-Herstellern Probleme; Dieselkrise und Handelsstreit vergrößern ihre Sorgen. Osram macht laut Berlien rund 50 Prozent seines Umsatzes und "einen Großteil des Gewinns" mit der Autobranche. Weil auch Kunden aus der Mobilfunkindustrie und der Lebensmittelproduktion Projekte nach hinten verschoben, schraubte Osram die Ziele nach unten.

Für das Geschäftsjahr 2018, das im September endet, erwartet der Vorstand jetzt nur noch ein Umsatzplus zwischen einem und drei Prozent statt der zuletzt prognostizierten drei bis fünf Prozent. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) soll zwischen 570 und 600 Millionen Euro liegen; bislang waren rund 640 Millionen Euro angekündigt, nach 695 Millionen Euro im Geschäftsjahr zuvor. Osram hatte bereits im April niedrigere Gewinn- und Umsatzziele ausgegeben; damals machte vor allem der schwache Dollar den Bayern einen Strich durch die Rechnung. An der Börse brach die Osram-Aktie nach der Gewinnwarnung von Donnerstag um mehr als zehn Prozent ein.

Im Schlepptau gerieten auch die Aktien des Scheinwerfer-Herstellers Hella, eines der größten Osram-Kunden aus der Zulieferbranche, unter Druck. Ein Firmensprecher sagte, man habe "derzeit keine Anzeichen für ein sich abschwächendes Geschäft mit der Autoindustrie". Der Osram-Konkurrent Zumtobel vermeldete für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017/18 einen Verlust und nannte Währungseffekte und Preisdruck als Gründe.

Osram-Finanzchef Ingo Bank erläuterte, die Autobauer hätten wegen der Verunsicherung in der Branche Aufträge nach hinten verschoben. Wie lange diese auf sich warten lassen und welche Preise der Lichttechnikkonzern dann verlangen kann, wollte der Manager nicht sagen. "Es gibt keine Kündigungen." Die verschobenen Projekte für Smartphones oder Gewächshausbeleuchtung seien für das Geschäftsjahr 2019 zu erwarten.

Bis dahin will Osram den Sparkurs beschleunigen. Dazu gehöre "eine spürbare Reduzierung" der Verwaltungskosten und ein Umbau der Werkslandschaft, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern sollten bereits im Juli 2018 abgeschlossen werden. Osram hatte im vergangenen Jahr angekündigt, rund 600 bis 700 Arbeitsplätze zu streichen. Zudem will der Konzern jetzt beim Einkauf stärker sparen und die Effizienz in Forschung und Entwicklung steigern; entsprechende Maßnahmen würden derzeit vorbereitet.