St.Gallen (awp) - Helvetia wächst und will auch künftig zulegen. Die Versicherungsgruppe will jedoch nicht um jeden Preis das Geschäftsvolumen vergrössern und hält sich beim Zeichnen von Neugeschäften an strikte Vorgaben. Das lässt sich unter anderem am soliden Halbjahresergebnis ablesen, das der Versicherer am Dienstag vorgelegt hat.

In den Monaten Januar bis Juni steigerte Helvetia den Konzerngewinn auf 224 Millionen Franken nach 210 Millionen im Vorjahr, wie es in der Mitteilung hiess. Der Gewinn traf ungefähr die Erwartungen der Analysten, er hätte aber durchaus auch höher ausfallen können.

Belastet hätten beispielsweise tiefere Kapitalerträge, erklärte Konzernchef Philipp Gmür vor den Medien. Insbesondere Aktien profitierten im vergangenen Jahr von den gut laufenden Börsen, was damals auf den gesamten Finanzanlagen ein Plus von knapp 80 Millionen Franken nach sich zog; im Halbjahr 2018 resultierte daraus nun nur ein ausgeglichenes Ergebnis.

Als weiteren Belastungsfaktor machte Gmür Naturkatastrophen aus. Die Winterstürme Friederike und vor allem Burglind drückten auf das Resultat in der Nichtlebensversicherung. Dort verschlechterte sich im Zuge davon der für die Branche massgebende Schaden-Kostensatz um 1,4 Prozentpunkte auf 92,7 Prozent.

Wachstum in Europa

Freude bereitete dem Helvetia-Chef das um 5,4 Prozent auf 5,83 Milliarden Franken angewachsene Geschäftsvolumen. Um Währungseinflüsse bereinigt ergäbe sich noch ein Plus von knapp 3 Prozent. In den als gesättigt geltenden europäischen Märkten, in denen Helvetia präsent ist, gilt dies als durchaus gut.

Wachstumstreiber war das Nichtlebensgeschäft, wobei insbesondere die europäischen Einheiten mit 7,5 Prozent überdurchschnittlich zulegten. Sie seien nach Portfoliosanierungen nun zurück auf Wachstumskurs, hiess es. Und auch im kleinen Rückversicherungsteil gewann die Gruppe an Gewicht.

Zurückhaltend agiert Helvetia dagegen in der Lebensversicherung, wo das Volumen um 0,8 Prozent gewachsen ist. Mit Blick auf die Profitabilität setze man verstärkt auf anlagegebundene Produkte, was sich im Halbjahr gut an der Verbesserung der Neugeschäftsmarge um 0,2 Prozentpunkte auf 1,4 Prozent ablesen lasse, erklärte Finanzchef Paul Norton.

Die Vollversicherungslösung, die in der beruflichen Vorsorge wegen des Rundumschutzes bei KMU beliebt ist, zeichnet Helvetia nur auf Basis strikter Vorgaben. Konkurrent Axa nimmt sein Angebot Anfang 2019 ganz aus dem Programm.

Weiteres Potenzial

Wachstumspotenzial ortet Gmür in der Nichtlebensparte, etwa beim Erschliessen neuer Kundenzugänge und Ertragsquellen, oder im Auslandsgeschäft. In den Märkten Deutschland, Spanien, Italien oder Österreich sei Helvetia ein kleiner Anbieter und man wolle Marktanteile gewinnen.

Verschiedene Ansätze kommen zur Anwendung: In Italien profitiert die Gruppe von der Einführung einer neuen Software oder in Spanien hat eine Vertriebskooperation in der Motorrad-Versicherung den Zugang zu neuen Kunden eröffnet. Und am Heimmarkt generiert Helvetia mit Produkten rund um das Thema "Wohnen" mit dem Hypothekenverkäufer Moneypark Volumen.

Für das Erreichen der bis 2020 angestrebten Ambition von 10 Milliarden Franken (2017: 8,5 Mrd) an Volumen, dürften Übernahmen nötig sein. Nach solchen halte man Ausschau, fügte Gmür an.

An der Börse büssen Helvetia am frühen Nachmittag mit 0,2 Prozent weniger als der schwache Gesamtmarkt (SPI: -0,9%) ein. Analysten sprachen von soliden Resultaten, die jedoch keine Überraschungen beinhalten.

mk/kw