Zürich (awp) - Seit dem Lockdown sind bei vielen Industriefirmen die Aufträge weggebrochen. Das wird nicht ohne Folgen für die Beschäftigung bleiben.

Beim Branchenverband Swissmem stellt man sich auf Massenentlassungen ein. Präsident Hans Hess jedenfalls verweist im Gespräch mit der "NZZ" darauf, dass im Nachgang zur Finanzkrise 2008 im Sektor über 20'000 Stellen verloren gegangen seien. Laut Hess könnte der Branche in den nächsten Jahren nun ein vergleichbarer Abbau bevorstehen.

Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) zählte Ende 2019 noch knapp 325'000 Beschäftigte. Das bedeutet, dass etwas mehr als 6 Prozent der Stellen des Sektors in Gefahr sind.

Einschätzung geändert

Mit seiner Aussage hat der Swissmem-Präsident offenbar einen Sinneswandel vollzogen: Anfang März hatte er an der Jahresmedienkonferenz des Verbandes noch betont, dass es im Industriesektor nicht zu einem grossen Stellenabbau kommen werde. Er erklärte, dass die Kurzarbeit als Instrument wohl genügen werde, um ohne Entlassungen durch die Krise zu kommen. Gleichzeitig hatte er aber auch erklärt, es werde im Industriesektor grosse Absatz- und Umsatzrückgänge geben.

Vor knapp zwei Wochen gab Swissmem dann die Zahlen für das erste Quartal 2020 bekannt. Die Umsätze der Branche gingen um 5,7 Prozent zurück. Die Auswirkungen der Pandemie würden die Firmen aus dem MEM-Sektor allerdings erst im zweiten und dritten Quartal richtig zu spüren bekommen, hiess es.

Das deckt sich auch mit der Aussage des Schwesterverbands Swissmechanics, der ebenfalls eine weitere Eintrübung im zweiten Quartal erwartet. Bei Swissmechanics, zu dem vor allem kleine und mittlere Unternehmen aus dem MEM-Sektor gehören, haben gemäss einer Umfrage bei 400 Mitgliedern bisher etwa 16 Prozent Entlassungen ausgesprochen.

Politische Forderungen

Kommende Woche will Swissmem nun die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage bei den eigenen Verbandsmitgliedern veröffentlichen, bei der unter anderem die Auswirkungen der Krise auf die in diesem Jahr zu erwartenden EBIT-Margen ein Thema sein werden. Zu diesem Anlass will der Verband auch politische Forderungen stellen.

tv/ra/jb