Hochdorf (awp) - Der angeschlagene Milchverarbeiter Hochdorf konzentriert sich gemäss dem CEO Peter Pfeilschifter in der derzeitigen "Phase der Fokussierung und Stabilisierung" auf sein Kerngeschäft. Das Wachstum müsse vom Bereich "Baby Care" kommen, sagte Pfeilschifter am Wochenende in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (Samstagsausgabe).

In dem Bereich habe Hochdorf in Sulgen ausreichend Kapazitäten, um in den nächsten Jahren im Weltmarkt nachhaltig wachsen zu können, sagte Pfeilschifter. "Diese müssen wir mit hoher Priorität auslasten." Dort liege auch der "grösste Hebel", um nicht nur Wachstum per se, sondern auch "nachhaltig Wert fürs Unternehmen und damit für die Aktionäre" zu generieren.

Zeitraum von fünf Jahren

Projekte im Bereich Baby Care seien langlaufende Projekte, räumte der CEP ein. Hochdorf müssen mindestens ein Jahr, meistens aber eineinhalb bis drei Jahre einplanen. Das hänge vom Land, vom Kunden und von den regulatorischen Anforderungen ab. "Wir gehen daher davon aus, dass wir etwa fünf Jahre benötigen werden, um werthaltiges Wachstum nachhaltig zu realisieren." Hochdorf wollen der eigenen Marke Bimbosan international wachsen. "Wir werden aber auch weiterhin für Drittmarken Babynahrung herstellen."

Heute stammten etwa zwei Drittel des Umsatzes aus "Dairy Ingredients" und ein Drittel aus dem "Baby-Care"-Geschäft. Für Baby Care liege die Umsatzprognose für 2020 bei 90 bis 110 Millionen Franken, für Dairy Ingredients bei 190 bis 210 Millionen, erinnerte Pfeilschifter.

In fünf Jahren solle das Verhältnis der beiden Geschäfte etwa im Bereich fünfzig zu fünfzig liegen. "Das Dairy-Ingredients-Geschäft wird volumenmässig kaum wachsen und sich im Bereich der Umsatzprognose für dieses Jahr einpendeln." Dagegen müsse sich der Umsatz bei "Baby Care" in den fünf Jahren etwa verdoppeln.

Weitere Verkäufe

Hochdorf bereits vieles geschafft, betonte Pfeilschifter: So sei das Schokoladengeschäft in Südafrika, die Pharmalys-Beteiligung sowie einzelne Geschäftsteile von Cereals & Ingredients verkauft und Uckermärker Milch sei Ende Februar veräussert worden. "Derzeit prüfen wir noch verschiedene Optionen bezüglich Snapz, Zifru und Marbacher Ölmühle."

Je länger der Verkauf dauere, desto länger trage Hochdorf auch den operativen Verlust des laufenden Jahres. "Daher werden wir zügig zum Abschluss kommen."

Das Unternehmen sei bis Ende September 2023 mit der Möglichkeit, um zwei Jahre zu verlängern, langfristig finanziert, betonte Pfeilschifter. Durch den Verkauf von Pharmalys hätten sich die Kennzahlen verbessert. Der längerfristige Finanzierungsbedarf werde wesentlich von der Zukunftsstrategie für beide Geschäftsbereiche abhängen, die ab Mitte Jahr weiter konkretisiert werde. "Im Moment ist eine Kapitalerhöhung kein Thema", sagte der CEO.

Intensive Gespräche mit Aktionären

Mit dem Grossaktionär ZMP sei Hochdorf auf der Milchbeschaffungsseite regelmässig im Gespräch, so der CEO. Mit dem zweiten Grossaktionär, Pharmalys Invest Holding, hinter der Amir Mechria steht, haben Hochdorf die "strategischen Anknüpfungspunkte auf der Kundenseite". Keinen direkten Kontakt hatte Pfeilschifter dagegen bisher mit dem dritten Grossaktionär, der Stichting General Holdings.

Die Grossaktionäre hätten allerdings Kandidaten für die Nachfolge im Verwaltungsrat gemeldet. "Der VR führt intensive Gespräche mit den Kandidaten und den Grossaktionären", sagte Pfeilschifter. Wie Mitte Februar bekannt geworden war, werden sich vier von fünf Verwaltungsräten nicht mehr zur Wiederwahl stellen.

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