ESSEN (dpa-AFX) - Der Baukonzern Hochtief hat im zweiten Quartal wegen der Corona-Pandemie einen deutlichen Gewinneinbruch erlitten. Vor allem das Geschäft des spanischen Autobahnbetreibers Abertis, an dem Hochtief mit rund 20 Prozent beteiligt ist, lief wegen der Lockdowns deutlich schlechter. Außer in Spanien betreibt das Unternehmen vor allem Autobahnen in Frankreich, Chile und Brasilien.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn lag im zweiten Quartal mit 103,1 Millionen Euro um 37 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, wie der MDax-Konzern am Montag in Essen mitteilte. Rechnet man den Beitrag aus der Finanzbeteiligung an dem spanischen Autobahnbetreiber Abertis heraus, ging der operative Nettogewinn um 8,1 Prozent zurück. Der Umsatz schrumpfte in dem Zeitraum um fast 8 Prozent auf 5,79 Milliarden Euro.

Die Hochtief-Aktie lag nach der Bekanntgabe der Zahlen am Nachmittag mit 0,28 Prozent im Minus bei 68,80 Euro. Von ihrem Jahrestief von 41,58 Euro Mitte März hat sich das Papier zwar wieder deutlich erholt. Seit Jahresbeginn steht aber immer noch ein Kursverlust von rund 40 Prozent zu Buche. Mehrheitseigner von Hochtief ist der spanische Bau- und Infrastrukturkonzern ACS.

Um die Bilanz der australischen Tochter Cimic und auch die eigene zu verbessern, will Hochtief die Hälfte des australischen Minenausrüsters Thiess an den Hegdefonds Elliott verkaufen. Cimic befindet sich mit dem Finanzinvestor in fortgeschrittenen Gesprächen. Hochtief-Chef Marcelino Fernandez Verdes, der auch Verwaltungsratschef bei Cimic ist, rechnet mit einem Vertragsabschluss in den kommenden Wochen.

Trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie erwartet die Hochtief-Führung, dass in den Märkten, in denen Hochtief engagiert ist, weiterhin investiert wird. Hochtief habe in Nordamerika, in der Region Asien-Pazifik und Europa für das laufende Jahr Zielobjekte im Wert von rund 100 Milliarden Euro und für die Zeit darüber hinaus weitere Projekte im Umfang von 500 Milliarden Euro identifiziert, hieß es weiter. Das Unternehmen baut auch darauf, dass Regierungen verschiedener Staaten zur Bewältigung der Krise stärker in Infrastruktur investierten.

Zu seinen Jahreszielen äußerte sich Hochtief nicht. "Wir beobachten weiter, wie sich Covid-19 auf unsere betriebliche und finanzielle Entwicklung im Jahr 2020 auswirkt", schrieb Unternehmenschef Marcelino Fernandez Verdes in einem Aktionärsbrief. Bei der Vorlage der Jahreszahlen 2019 im Februar hatte sich der Unternehmenschef noch zuversichtlich gezeigt und für 2020 einen um Sondereffekte bereinigten Konzerngewinn von 690 bis 730 Millionen Euro angepeilt. Das wären bis zu rund neun Prozent mehr als im Vorjahr gewesen./mne/stw/he