FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Handelskonzern Metro hat nach seiner Gewinnwarnung aus Sicht der Investmentbank HSBC ein Glaubwürdigkeitsproblem. Offenbar sei das Management bei der Ursprungsprognose viel zu optimistisch gewesen - sowohl was die Erholung in Russland als auch die Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft angehe, schreibt Analyst Andrew Porteous in einer am Montag veröffentlichten Studie. Auch die Kommunikation des Unternehmens mit dem Kapitalmarkt gebe Anlass zum Nachdenken. Das Management habe viele Anlässe verstreichen lassen, um über die Lage zu informieren und den Ausblick anzupassen. Das werfe auch ein schlechtes Licht auf künftige Prognosen.

Porteous stufte die Aktie gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Reduce" ab und senkte das Kursziel von 17 auf 10 Euro. Seine Gewinnschätzungen nahm der Analyst ebenfalls zurück, für den Gewinn je Aktie im laufenden Jahr um gut 18 Prozent und für das kommende Jahr um 26 Prozent. "Es gibt wenig Grund, derzeit in Metro-Aktien zu investieren", schrieb er.

Metro hatte am Freitag mit Verweis auf das sich verschlechternde Umfeld in Russland und auf höhere Personalkosten bei der Supermarkttochter Real die Erwartungen für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kräftig gesenkt. Metro rechnet nun für 2017/2018 (Ende September) nur noch mit einem leichten Plus und nicht mehr mit einem Anstieg um 10 Prozent. Ihn hätten die Aussagen zum russischen Markt überrascht, räumte Porteous ein, denn andere Händler hätten nicht von diesen Problemen berichtet. Die Konkurrenz (X5, Magnit, Lenta) werde offenbar stärker, schlussfolgerte der Experte.

Gut geführte Großhändler hätten durchaus Chancen auf Wachstum, wenn sie fragmentierte und wachsende Märkte konsolidieren. Nach der Gewinnwarnung müsse die Metro nun noch dringender die eigene Strategie überdenken. Mit Niederlassungen in 27 Ländern tanzt Metro laut Porteous derzeit auf zu vielen Hochzeiten. Aus Märkten wie Belgien oder den Niederlanden sollte sich der Konzern seiner Ansicht nach zurückziehen und die Stärken dort ausspielen, wo es Potenzial gebe. Den Zukauf des Lebensmittel-Lieferanten Rungis in Deutschland oder von Pro a Pro in Frankreich führte er als positive Beispiele an. Er würde sich vergleichbare Schritte in Spanien und Italien wünschen.

HSBC stuft solche Aktien mit "Reduce" ein, deren Kursziel mehr als 20 Prozent unter dem aktuellen Kurs liegt. Liegt das Ziel zwischen 5 und 20 Prozent unter dem aktuellen Kurs, kann die Einstufung auch "Hold" lauten./she/la/fba

Analysierendes Institut HSBC.