Zürich (awp) - Die Julius-Bär-Gruppe setzt nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Jahr ein neues Kostensparprogramm auf. Die Vermögensverwaltungsbank will nun ihre Kostenbasis um weitere 200 Millionen Franken senken und dafür rund 300 Stellen abbauen.

Der Konzerngewinn von Julius Bär bildete sich im vergangenen Jahr um über ein Drittel auf noch 465 Millionen Franken zurück, wie die Finanzgruppe am Montag mitteilte. Dabei belastete eine Abschreibung auf die problembehaftete italienische Tochtergesellschaft Kairos sowie hohe Rückstellungen für einen Rechtsstreit um DDR-Vermögen. Der um Integrations- und Restrukturierungskosten adjustierte Konzerngewinn ging um 4,7 Prozent auf 772,0 Millionen Franken zurück.

Die Julius Bär-Aktionäre sollen nun für das abgelaufene Geschäftsjahr eine unveränderte Dividende von 1,50 Franken je Aktie erhalten. Zuvor war die Dividende fünf Jahre in Folge angehoben worden.

Langsamer Neugeldzufluss

Die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) lagen per Jahresende bei 426 Milliarden Franken, was gegenüber dem Wert des Vorjahres einem Anstieg um 12 Prozent entsprach. Auch gegenüber dem Wert von Ende Oktober 2019 (422 Milliarden) nahmen die AuM etwas zu.

Der Neugeldzufluss lag bei 10,6 Milliarden Franken entsprechend einem Zufluss von 2,8 Prozent der AuM. Die Bank musste nicht zuletzt deutliche Abflüsse bei Kairos hinnehmen. Damit blieb Julius Bär im vergangenen Jahr klar unterhalb des eigenen Zielbereichs eines Zuflusses von 4-6 Prozent.

Ohne den Einfluss der italienischen Tochter wäre der Zufluss bei 4,1 Prozent gelegen und hätte damit die Ziele erfüllt, betont Bär. Das Ende Jahr abgeschlossene Projekt zur Überprüfung der Kundendokumentation habe zu "einer Anzahl von Kundenabgängen geführt, während die breitere Anwendung von Negativzinsen zu bescheidenen Abflüssen geführt habe.

Bruttomarge verringert

Der gesamte Betriebsertrag verbesserte sich leicht auf 3,38 Milliarden Franken (+0,4 Prozent), dies dank einem etwa stärkeren Erfolg im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (+1 Prozent). Dagegen ging der Erfolg aus dem Zinsengeschäft (-2 Prozent) zurück. Die Bruttomarge ging aufgrund der höheren verwalteten Vermögen auf noch 82 Basispunkte (VJ 86 BP) zurück.

Mit den Zahlen hat Julius Bär die Erwartungen der Analysten beim Gewinn nur knapp erfüllt. Der adjustierte Konzerngewinn war gemäss AWP-Konsens bei 786 Millionen Franken erwartet worden, die Schätzungen für den IFRS-Konzerngewinn lagen im Schnitt bei 468 Millionen Franken. Die verwalteten Vermögen hatten die Analysten bei 427 Milliarden erwartet und damit ziemlich genau geschätzt, während die Neugelder etwas höher erwartet wurden.

Weiterer Stellenabbau

Im Rahmen des "Strategieupdate" des seit September 2019 amtierenden neuen CEO Philipp Rickenbacher tritt die Bank nun weiter auf die Kostenbremse. Durch "Produktivitäts- und Effizienzmassnahmen" solle die Kostenbasis um 200 Millionen Franken reduziert werden. Im laufenden Jahr würden rund 300 Stellen abgebaut, erklärte Rickenbacher an einer Telefonkonferenz. Die Erträge sollen gleichzeitig um mehr als 150 Millionen verbessert werden.

Dabei soll auch die geografische Präsenz überprüft werden - so wird ein Buchungszentrum auf den Bahamas geschlossen. Weitere Entscheidungen würden im ersten Halbjahr 2020 getroffen, sagte der Bär-Chef. Die Bank will weiterhin präsent sein, wo sie "Wachstumschancen" sehe.

Nachhaltige Gewinnsteigerung

Julius Bär hatte bereits vor Jahresfrist ein Kostensenkungsprogramm im Umfang von 100 Millionen Franken angekündigt, das zu einer Nettoreduktion des Personalbestands der Gruppe um 2 Prozent oder rund 140 Stellen bis Ende 2019 führen sollte. Die Ersparnisse aus diesem Programm seien bis Ende 2019 bereits zu rund 60 Prozent realisiert worden, sagte Rickenbacher.

Zudem gibt sich Julius Bär neue Mittelfristziele: Dabei streicht sie nicht zuletzt ihr bisheriges Ziel zum Netto-Neugeldwachstum ersatzlos. Vielmehr wolle man eine Politik der "nachhaltigen Gewinnsteigerung" verfolgen, so die Bank. So soll der adjustierte Gewinn vor Steuern in der neuen Strategieperiode 2020 bis 2022 jährlich um über 10 Prozent ansteigen - vorausgesetzt die Märkte und Devisenkurse verschlechtern sich nicht "nennenswert".

tp/rw