Zürich (awp) - Die Vermögensverwaltungsbank Julius Bär hat sich im ersten Halbjahr von der gedrückten zweiten Jahreshälfte 2018 erholt. Allerdings sind die Ergebnisse unter denjenigen des Vorjahressemesters zurückgeblieben. Der Neugeldzufluss zur Bank wurde zudem durch Abflüsse aus den Fonds der italienischen Tochter Kairos verlangsamt, deren Zukunft weiterhin offen ist.

Unter dem Strich erwirtschaftete Julius Bär im ersten Semester einen Konzerngewinn von 343 Millionen Franken, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um fast 23 Prozent entsprach. Dennoch zeigte sich der Ende August abtretende Konzernchef Bernhard Hodler mit dem Resultat zufrieden: Im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte habe sich sowohl die Kundenaktivität wie auch die Bewertung der Anlagen "deutlich erholt", betonte er vor den Medien.

Langsame Zuflüsse

Die verwalteten Vermögen profitierten von der kräftigen Erholung der Aktienmärkte im ersten Halbjahr und erhöhten sich gegenüber Ende 2018 um rund 8 Prozent auf 412 Milliarden Franken. Gegenüber dem Stand vom Ende April 2019 (427 Milliarden) bildeten sich die Vermögen allerdings wegen der jüngsten Aufwertung des Schweizer Frankens wieder zurück.

Mit Neugeldzuflüssen von 6,2 Milliarden Franken oder annualisiert 3,2 Prozent der verwalteten Vermögen blieb die Bank allerdings hinter den eigenen Zielsetzungen (Zufluss von 4 bis 6 Prozent) zurück. Belastet wurde die Entwicklung nicht zuletzt durch die Abflüsse bei der italienischen Asset Management-Tochter Kairos, deren Fonds 2018 eine negative Performance aufgewiesen hatten.

Negativzinsen weitergegeben

Aber auch die systematische Weitergabe von Negativzinsen an die Kunden führte zum Abzug von Kundengeldern. Dies sei in der Schweiz schwieriger als etwa bei EU-Kunden, sagte Finanzchef Dieter Enkelmann an einer Medienkonferenz in Zürich: Er führte dies vor allem auf die Konkurrenz durch die Kantonalbanken zurück, die offenbar noch klar zurückhaltender bei der Belastung der Kunden mit Negativzinsen sind.

Zu einem Geldabfluss kam es des weiteren auch wegen der systematischen Durchleuchtung der Kundendossiers, dem "Projekt Atlas". Insgesamt habe man sich in diesem Rahmen von Geldern im "niedrigen einstelligen Milliarden-Bereich" getrennt, sagte der CEO. Einige Abflüsse dürften noch in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten sein. Mit Beendigung des Projekts erfülle Bär im Konkurrenzvergleich sicherlich einen "Gold-Standard", gab er sich überzeugt.

Optionen für Kairos

Bezüglich der Zukunft der italienischen Kairos seien die Optionen weiterhin offen, sagte Hodler. Kairos habe allerdings im Jahr 2019 wieder eine positive Performance erzielt - entsprechend erwarte er in der zweiten Jahreshälfte eine Verlangsamung oder ein Ende der Abflüsse.

Julius Bär hatte bereits im Mai angekündigt, "strategische Optionen" für die Tochtergesellschaft zu prüfen. Diese Optionen umfassten einen Verkauf von Kairos, die Suche nach einem strategischen Partner für das Geschäft, aber auch das Festhalten an Kairos, sagte Hodler.

Kostensenkung auf Kurs

Auf Kurs sieht sich die Bank mit dem Anfang des Jahres angekündigten Kostensenkungsprogramm im Umfang von 100 Millionen Franken. Die Einsparungen würden sich zum Teil bereits in den Ergebnissen für das zweite Halbjahr 2019 niederschlagen und 2020 dann "ihre volle Wirkung entfalten", versprach Hodler. Das Programm umfasst eine Nettoreduktion des Personalbestands bis Ende Jahr um 2 Prozent.

Zu seiner eigenen Zukunft gab sich Hodler bedeckt. Er werde nun in den kommenden Monaten dem neuen Bär-Chef Philipp Rickenbacher sowie dem Verwaltungsrat für einen "reibungslosen Übergang" zur Verfügung stehen, erklärte er. Danach werde er über seine weitere Zukunft entscheiden.

Am Aktienmarkt wurden die Ergebnisse am Montag freundlich aufgenommen, auch wenn einige Analysten etwa den verhaltenen Neugeldzufluss kritisierten. Zum Schluss notierte die Julius Bär-Aktie in einem wenig veränderten Gesamtmarkt 1,5 Prozent höher auf 43,41 Franken.

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