FRANKFURT (dpa-AFX) - Beim Gabelstapler-Hersteller Kion sind die Neubestellungen im zweiten Quartal zurückgegangen. Der Weltmarkt für Flurförderzeuge könne nicht an das vergangene Jahr anknüpfen, begründet das im MDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt die Entwicklung. Das anspruchsvolle Marktumfeld sei geprägt von konjunkturellen Unsicherheiten, anhaltenden Handelsstreitigkeiten sowie einem potenziellen No-Deal-Brexit. Dennoch bekräftigte das Management seine Jahresprognose nach einem guten zweiten Quartal - ganz anders als Konkurrent Jungheinrich.

Kion steigerte seinen Quartalsumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) lag mit rund 225 Millionen Euro gut ein Fünftel über dem Vorjahreswert. Analog dazu entwickelte sich auch das Geschäft im gesamten ersten Halbjahr.

Das Management führt dafür mehrere Begründungen an: Zum einen seien die Probleme der Lieferengpässe der Zulieferer aus dem vergangenen Jahr behoben worden. Zum anderen hätten sich die Materialpreise moderat entwickelt. Außerdem stiegen Vertriebs- und Verwaltungskosten unterproportional an. Das Konzernergebnis lag im zweiten Quartal bei 125 Millionen Euro und damit 58 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Damit schnitt Kion besser ab, als von Bloomberg befragte Experten erwartet hatten. Das und der bestätigte Ausblick verliehen der Aktie wieder Auftrieb: Das Wertpapier legte am Vormittag fast fünf Prozent auf 51,80 zu und war mit Abstand Spitzenreiter im MDax. In den vergangenen Tagen war die Aktie nach einer Gewinnwarnung des Konkurrenten Jungheinrich unter Druck geraten. Mit dem Anstieg nach den Zahlen baute die Aktie das Plus seit dem Zwischentief im Dezember 2018 auf etwas mehr als 25 Prozent aus. Von dem Rekordhoch knapp unter 82 Euro von Anfang 2017 ist das Papier allerdings noch weit entfernt.

Der Vorstand rechnet 2019 weiter mit einem Umsatz zwischen 8,15 und 8,65 Milliarden Euro nach knapp acht Milliarden Euro im Vorjahr. Der Auftragseingang soll mit 8,25 bis 8,95 Milliarden Euro noch etwas höher ausfallen. Dass der Vorstand positiv in die Zukunft blickt, basiert vor allem auf dem Trend zur Automatisierung von Lagern und Warentransport, der nach Einschätzung des Vorstandes weiterhin anhält. Das führe zu einer weiterhin hohen Nachfrage im Markt für Lieferkettenlogistik. Unternehmen investierten weiterhin in den Ausbau ihrer Lager- und Logistikkapazitäten.

"Der Gegenwind, der uns durch einen abflauenden Welthandel, eine Verlangsamung der globalen Investitionen, politischen Unsicherheiten sowie Handelsstreitigkeiten entgegenschlägt, nimmt jedoch zu", erklärte Konzernchef Gordon Riske. Die Analysten lobten den Konzern überwiegend. Nur Analyst Jack O'Brien von der US-Investmentbank Goldman Sachs rät Anlegern zum Verkauf der Aktie. Die Zahlen bezeichnet er zwar als solide, der Gabelstaplermarkt habe allerdings seinen Zenit überschritten.

Kion beschäftigt mehr als 33 000 Mitarbeiter und hatte einmal zum Linde-Konzern gehört. 2006 hatte dieser das Unternehmen an Goldman Sachs und KKR gehört. Die beiden US-Investoren brachten Kion 2013 an die Börse - der Ausgabepreis lag damals bei 24 Euro. Zudem stieg damals der chinesische Staatskonzern Weichai ein. Dieser baute seinen Anteil zuletzt auf 45 Prozent aus./knd/stw/zb