MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr hat die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie im ersten Quartal zu spüren bekommen. Auftragseingang, Umsatz und Gewinn waren deutlich rückläufig - Experten hatten allerdings mit noch schlimmeren Folgen der Krise gerechnet. Der Umsatz sank um rund sieben Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, wie der im MDax Konzern notierte Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um 13 Prozent auf 290 Millionen Euro zurück.

Der Auftragseingang sackte um 16 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro ab. Damit übertraf das Unternehmen aber bei allen drei Kennziffern die Erwartungen der Analysten. Unter dem Strich brach der Überschuss um über ein Viertel auf 142 Millionen Euro ein. Die Reaktion am Kapitalmarkt fiel insgesamt zunächst positiv aus. Die Knorr-Bremse-Aktie legte kurz nach Handelsbeginn um 0,8 Prozent auf 95,43 Euro zu.

Mit Kursen von zuletzt knapp 95 Euro hatten sich die Papiere vom Tief bei knapp 71 Euro im Zuge des Corona-Crashes klar erholt. Das Minus beläuft sich seit Mitte Februar auf rund 4 Prozent. Damit schneidet Knorr-Bremse deutlich besser ab als der MDax, der im selben Zeitraum 13 Prozent abgegeben hat. Zudem ist das Rekordhoch von 103,70 Euro aus dem Frühjahr 2019 nicht mehr weit entfernt.

Bereits Ende März hatte Knorr-Bremse seine Prognose wegen der Corona-Krise zurückgezogen und war davon ausgegangen, dass Umsatz und der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gegenüber 2019 deutlich fallen dürften. Dies bestätigte der Konzern nun. Eine verlässliche Abschätzung des weiteren Geschäftsverlaufs sei angesichts der globalen Ausbreitung von Covid-19 weiterhin nicht möglich, hieß es. Besonders für Nordamerika bestehe eine hohe Unsicherheit im Hinblick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung.

Laut Mitteilung war die Geschäftsentwicklung im ersten Jahresviertel zunächst in Asien, später dann auch in Nordamerika und Europa durch Covid-19 beeinträchtigt. Konzernchef Bernd Eulitz erwartet für den europäischen und nordamerikanischen Markt den stärksten Einfluss der Pandemie im laufenden zweiten Quartal. Die asiatischen Märkte, vor allem China, hätten sich dagegen wieder erholt, so der Manager.

Im Segment für Schienenfahrzeuge lagen die Erlöse im ersten Quartal den Angaben zufolge nur leicht unter Vorjahresniveau. Im Segment für Nutzfahrzeuge machten sich jedoch die wie erwartet rückläufige Lkw-Produktion sowie geschlossene Kundenwerke negativ bemerkbar.

Aus Sicht von Analyst Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan hat Knorr-Bremse in Anbetracht der aktuellen Marktbedingungen einen guten Start ins Jahr hingelegt. Der Experte verwies darauf, dass der Konzern unter anderem von einem guten Ersatzteil- und Reparaturgeschäft bei Nutzfahrzeugen sowie einer schnellen Erholung in China profitiert habe.

Mit einem Maßnahmenpaket, das unter anderem auch Personalabbau beinhaltet, will das Unternehmen die Folgen der Krise abfedern. Eulitz verwies darauf, dass Knorr-Bremse mit einer Liquidität von insgesamt zwei Milliarden Euro zum Ende des ersten Quartals 2020 sowie einer Nettoverschuldung nahe Null finanziell auf einem "sehr soliden Fundament" stehe. Damit sei der operative Handlungsspielraum auch für mögliche weitere Zuspitzungen in der Pandemie sowie den Fall einer Verschärfung der konjunkturellen Entwicklung abgesichert.

Knorr-Bremse ist laut eigenen Angaben Weltmarktführer für Bremssysteme für Schienen- und Nutzfahrzeuge und beschäftigte Ende Ende März 28 663 Mitarbeiter. Der Konzern stellt Bremsen für Züge und Lkw her, hat aber auch Zugtüren, Lenksysteme sowie Heizungs- und Lüftungssysteme im Angebot.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 15,4 Milliarden Euro gehört Knorr-Bremse zu den Schwergewichten im Index der mittelgroßen Unternehmen. Der Streubesitz ist allerdings nur gering, da Hauptaktionär Heinz Hermann Thiele rund 70 Prozent der Anteile hält. Der bis 2007 als Konzernchef und bis 2016 als Aufsichtsratschef amtierende Thiele soll auch formal wieder mehr Mitsprache bei Knorr-Bremse bekommen. Zusammen mit Ex-Airbus-Chef Tom Enders sowie Deutsche-Börse-Vorstandschef Theodor Weimer wird der 79-jährige für die Wahl in den Aufsichtsrat des Konzerns vorgeschlagen./eas/zb/men