Der angeschlagene japanische Industriekonzern will im Rahmen einer auf fünf Jahre ausgelegten Strategie 7000 Stellen streichen, das Flüssiggasgeschäft in den USA abgeben und seine britische Atomkraftsparte abwickeln. Das 143 Jahre alte Unternehmen, das 2015 wegen eines Bilanzskandals in Schieflage geraten war, lässt sich die Maßnahmen einiges kosten. Die Prognose für den operativen Gewinn im laufenden Geschäftsjahr senkte das Management am Donnerstag auf 60 (460 Millionen Euro) von zuvor 70 Milliarden Yen (540 Millionen Euro).

Die Sparpläne kamen am Markt gut an: Die Aktie stieg um fast 13 Prozent auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren. Den Kurssprung unterstützte die Ankündigung, ab Freitag 40 Prozent der eigenen Aktien zurückkaufen zu wollen.

Allein die Aufgabe des Flüssiggasgeschäfts in den USA verschlingt mehr als 800 Millionen Dollar. Diese Summe zahlt Toshiba der chinesischen ENN Ecological Holdings für die Übernahme der Geschäfte mit einem texanischen Flüssiggaslieferanten. ENN selbst zahlt 15 Millionen Dollar für die Sparte. Toshiba hatte jahrelang versucht, aus dem Markt wieder auszusteigen. Zur Überraschung vieler waren die Japaner dort 2013 eingestiegen. Analysten zufolge fehlte ihnen aber Erfahrung in dem Bereich. Zudem sind in den vergangenen fünf Jahren die Preise für Flüssiggas in Asien um 42 Prozent gefallen.

ZUKUNFT VON MOORLAND-ATOMKRAFTWERK UNGEWISS

Auch die britische Atomkraftsparte NuGen hat Toshiba in den letzten 18 Monaten vergeblich versucht, zu verkaufen. Nun soll sie abgewickelt werden. Was das für den Bau des Moorland-Atomkraftwerks im Nordwesten Englands bedeutet, ist unklar. Über die Zukunft des Projekts müssten nun die Atombehörde und die britische Regierung entscheiden, erklärte NuGen. Das Atomkraftwerk sollte knapp sieben Prozent des britischen Strombedarfs decken. Es ist Teil der Bemühungen Großbritanniens, ältere Kohle- und Atomkraftwerke zu ersetzen, die in den 2020er Jahren geschlossen werden. Hohe Kosten und niedrige Strompreise verzögern die Pläne jedoch. Im Zuge dessen verlor die südkoreanische Kepco (Korea Electric Power Corp) erst im Juli ihren Status als bevorzugter Bieter für NuGen. Südkorea deutete am Donnerstag an, weiter an dem Bau eines Reaktors auf dem Gelände interessiert zu sein. Das Energieministerium erklärte, die weitere Entwicklung genau beobachten zu wollen und sich eng mit der britischen Regierung zu koordinieren.

Toshiba brachte die Insolvenz der US-Atomsparte Westinghouse zusätzlich zu dem Bilanzskandal in finanzielle Schwierigkeiten. Nicht zuletzt um das Vertrauen der Investoren wiederzuerlangen, stieß Toshiba die Veräußerung verschiedener Unternehmensteile an. Im Zuge dessen hatte der Konzern im Sommer seine Chipsparte für 18 Milliarden Dollar an den Finanzinvestor Bain Capital verkauft. Langfristig will Toshiba mit dem Strategieplan seine Ertragskraft steigern. Im Geschäftsjahr 2021 soll der operative Gewinn sich im Vergleich zum laufenden Jahr auf 240 Milliarden Yen vervierfachen.